Geschichten

Fragen und Antworten zum Kongo: Kampf gegen Ebola und Covid-19

Wir haben mit Rebecca gesprochen. Ihr Team arbeitet mit schwangeren Müttern, unterernährten Kindern und chronisch kranken Menschen in einem Land, das dazu noch von Covid-19 und Ebola betroffenen ist.

 

Rebecca, kannst du dich kurzvorstellen und uns etwas über deine Arbeit mit Medair in der Demokratischen Republik Kongo erzählen?

Ich bin 32 Jahre alt und komme aus der Schweiz. Seit November 2017 arbeite ich als Gesundheitsassistentin bei Medair. Ich unterstütze unseren lokalen Gesundheitsberater bei der Betreuung von Gesundheits- und Ernährungsprojekten. Ich gebe technisches Input und überwache die Qualität von Aktivitäten. Wir sind zudem verantwortlich für die Gesundheit der Medair-Teams in den Einsatzländern.

 

Warum hast du dich für eine Tätigkeit im humanitären Sektor und insbesondere im Kongo entschieden?

Als Krankenschwester hatte ich von Anfang an den Wunsch, in der humanitären Hilfe zu arbeiten. Das hat sich nie geändert. Ich wollte unbedingt nach Afrika und habe mich daher über die Gelegenheit gefreut, für Medair im Kongo zu arbeiten. Der Gesundheitsbedarf ist in allen Ländern hoch. Hier im Kongo geht es jedoch vor allem um medizinische Grundversorgung.

In Europa ist uns oft nicht bewusst, wie wichtig der Zugang zu medizinischer Grundversorgung ist. Wir können beim kleinsten Problem zum Arzt und denken gar nicht darüber nach. Dass unser Leben aufgrund fehlender Antibiotika oder Unterernährung in Gefahr sein könnte, kommt uns kaum in den Sinn.

In dieser Gemeinschaft in der Provinz Iga Barrière war Medair die erste Organisation, die die lokale Gesundheitseinrichtung unterstützte. Wie rund 150 andere Frauen im Monat brachte Ruth ihr Kind mit Hilfe von medizinischem Fachpersonal zur Welt.

Wie sieht ein typischer Tag für dich aus?

Meistens bin ich im Büro. Etwa alle drei Monate mache ich Feldbesuche in einem unserer Stützpunkte. Im Büro in Goma soll ich vor allem an der Entwicklung technischer Hilfsmittel arbeiten, Team- Meetings oder interne und externe Koordinationstreffen (auf Cluster-Ebene oder mit dem Gesundheitsministerium) unterstützen. Meist geschieht das über E-Mails, Telefonate, Videokonferenzen usw. Wenn ich einen Stützpunkt besuche, bleibe ich in aller Regel zwei oder drei Wochen, um mit den Teams zu sprechen und den Fortschritt der Projekte zu beobachten.

 

In den Medien wird wenig über den Kongo berichtet. Viele sprechen von einer vergessenen Krise. Wie gross ist der Handlungsbedarf im Kongo und warum ist Medair da?

Die seit über 20 Jahre andauernde Krise ist vor allem durch bewaffnete Konflikte bedingt. Die Menschen werden immer wieder vertrieben und haben mangelnden Zugang zu qualitativ hochwertiger, medizinischer Versorgung. Die Gefahr von Unterernährung ist gross, da die Menschen nicht mehr auf ihre Felder können und wirtschaftlicher Unsicherheit ausgesetzt sind.

Darüber hinaus ist das Land mit Epidemien wie Ebola, Covid-19, Masern und Cholera konfrontiert. Medair reagiert auf die dringenden Bedürfnisse der Bevölkerung und unterstützt Gesundheitseinrichtungen bei der Bereitstellung von hochwertiger medizinischer Versorgung einschliesslich Ernährung, Wasser, Hygieneartikeln und sanitären Einrichtungen.

 Letisia arbeitet im Gesundheitsteam von Medair und notiert die Temperatur von Behandelten. «Das Coronavirus hat unsere Arbeitsweise verändert. Wir kämpfen schon lange gegen Ebola, das bedeutet nicht, dass uns die bisherigen Massnahmen gegen das Coronavirus genügen. Im Büro und zuhause haben wir jetzt Handwaschstation aufgestellt, damit sich alle die Hände waschen, bevor sie ins Haus kommen.»

Welchen Einfluss hat Covid-19 auf das Land und die Arbeit von Medair?

Seit März 2020 gab es diverse Restriktionen und Massnahmen zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Die sozioökonomischen Folgen sind katastrophal. Die Fälle nehmen weiter zu. Glücklicherweise gibt es im Moment wenige schwere Fälle und die Covid-19 Einrichtungen sind nicht überlastet. Die allgemeine Schwäche des Gesundheitssystems insbesondere mit Hinblick auf Verzögerungen und Behinderungen beim Screening sowie der Mangel an persönlicher Schutzausrüstung bleiben die grössten Herausforderungen.

Für Medair bedeutet die Einschränkung der Bewegungsfreiheit eine Verlangsamung unserer Arbeit und die Teams kämpfen mit den psychologischen Auswirkungen. Der Kontext ist bereits von Krisen geprägt, die durch die Pandemie noch verschärft werden.

 

Der Kongo litt bereits unter Ebola. Vor kurzem sind neue Fälle aufgetreten. Wie ist die aktuelle Lage und was sind die Auswirkungen auf das Land?

Seit Februar gibt es in der Tat 11 bestätigten Neuerkrankungen. Noch ist es keine neue Epidemie, aber die Fälle stehen im Zusammenhang mit der Epidemie 2018–2020. Seit Anfang März sind keine neuen Fälle mehr aufgetreten. Das ist ermutigend, doch erst wenn in den kommenden 42 Tagen keine neuen Fälle auftreten kann der Ausbruch offiziell beendet erklärt werden. Die Begrenzung der Fälle und die Strategien zur Kontrolle der Ausbreitung sind ermutigend, aber wir müssen wegen der langen Inkubationszeit von Ebola weiterhin wachsam bleiben. Aufgrund der hohen Bevölkerungsbewegungen ist das Risiko erhöht. Organisationen und die Regierung beobachten die Lage genau.

Erfahren Sie mehr über die Arbeit von Medair im Kongo und lernen Sie Freddie, einen Ebola Überlebenden kennen. Wenn Sie Interesse an einer Arbeit mit Medair im Kongo haben, folgen Sie unseren Stellenangeboten!


Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

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