Geschichten | VORGESTELLTE GESCHICHTEN

Für eine bessere Gesundheit

Wie Medair geflüchteten Menschen in Jordanien dabei hilft, ihre Gesundheit durch eine Veränderung der Lebensgewohnheiten zu verbessern

Anlässlich des bevorstehenden Weltgesundheitstages, möchten wir mit dieser Geschichte veranschaulichen, wie Medair zu einer gesünderen Welt beiträgt – unter anderem in Flüchtlingsgemeinschaften in Jordanien.

«Wir haben alles verloren, unser Haus und unseren Hof. Ich musste alles zurücklassen. Ich hoffe auf einen besseren Ort für mich und meine Familie», sagt Fozeh mit gebrochener Stimme. Die Last der Vertreibung liegt schwer auf ihren Schultern, doch sie schaut zuversichtlich in die Zukunft.

Im Jahr 2011 zwang der Konflikt in Syrien Fozeh und ihre Familie, aus ihrer Heimat zu fliehen und ihr Leben, wie sie es bis dahin kannten, zurückzulassen. Heute, über ein Jahrzehnt später, lebt Fozeh allein in einem kleinen Zelt im Süden Ammans. Ihren Lebensunterhalt verdient sich die 60-Jährige als Bäuerin. Es ist ohnehin schon ein körperlich anstrengender Beruf, doch Fozehs Arbeitsfähigkeit wird durch starke Rückenschmerzen zusätzlich beeinträchtigt. Mehrere Jahre plagen sie diese Schmerzen bereits. Zudem hat man bei ihr Bluthochdruck und Diabetes diagnostiziert, die durch ihre starke Rauchgewohnheit noch verschlimmert wurden.

Ein freiwilliger Gesundheitshelfer von Medair nahm Kontakt zu Fozeh auf und nach einer ersten Untersuchung wurde sie in das Betreuungsprogramm von Medair aufgenommen. Sie begann mit der Teilnahme an Gruppensitzungen zur Verhaltensänderung, gefolgt von Einzelgesprächen mit einer geschulten Fachperson. Im humanitären Sprachgebrauch sind diese Sitzungen unter dem Akronym SBCC bekannt, was im Englischen für “Social and Behaviour Change Communication” steht. Teilnehmende lernen, sich gesunde Lebensgewohnheiten anzueignen und ungesunde Angewohnheiten abzulegen. Infolge dieser Sitzungen waren erste Fortschritte bei der Verbesserung ihrer Gesundheit festzustellen. Fozeh gewann Einsicht in die schädlichen Auswirkungen des Rauchens auf ihre Gesundheit und reduzierte ihren Zigarettenkonsum schrittweise von einer Schachtel pro Tag auf eine Schachtel alle fünf Tage; schlussendlich hörte sie ganz auf.

Heba, Gesundheitsbeauftragte bei Medair, führt bei Fozeh eine Blutdruckkontrolle durch

«Ich wusste, dass Rauchen eine schlechte Angewohnheit ist, aber ich hatte nie ernsthaft in Erwägung gezogen, damit aufzuhören. Es beeinträchtigte meine Gesundheit, von meiner Atmung bis zu meinen Essgewohnheiten und sogar meine Stimmung. Seit ich mich entschlossen habe, mit dem Rauchen aufzuhören, habe ich eine positive Veränderung gespürt. Ich kann leichter atmen, habe mehr Energie und meine Stimmung ist besser. Ich fühle mich wohler, bin aktiver und kann meine Gefühle jetzt besser kontrollieren», erzählt Fozeh.

Doch es blieb nicht nur bei der Abgewöhnung des Rauchens. Fozeh erhielt von Medair auch finanzielle Unterstützung und konnte sich somit Medikamente gegen Bluthochdruck und Diabetes leisten. Sie bewegt sich nun auch regelmässig, etwa indem sie spazieren geht, und ernährt sich gesünder. Während den Einzelsitzungen mit einer Gesundheitsfachkraft wurden Fozehs Werte regelmässig überprüft. Dank der Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten und der Einnahme der Medikamente haben sich ihre Blutzuckerwerte normalisiert, so dass sie die Medikamente nach einiger Zeit wieder absetzen konnte.

Fozeh mit ihren Enkelinnen

«Nachdem ich mit dem Rauchen aufgehört hatte, wollte ich auch meine allgemeine Gesundheit verbessern. Ich habe gelernt, dass meine Ernährung meine Gesundheit beeinflusst. Deshalb habe ich nicht nur auf Zucker verzichtet, sondern mich auch ausgewogen ernährt und mich mehr bewegt, um Diabetes und Blutdruck zu kontrollieren. Mir wurde gesagt, dass mein Leben eine positive Wendung erfahren würde, wenn ich negative Gewohnheiten ändere. Das ist auch wirklich geschehen. Ich möchte jetzt ein gesundes Leben führen», erklärt Fozeh.

Rania, eine freiwillige Gesundheitshelferin aus der Gemeinschaft

«Unsere Gesundheit ist das Wichtigste im Leben. Wenn wir gesund sind, können wir uns um unsere Familien kümmern. Deshalb wollen wir das Gesundheitsbewusstsein der Menschen verbessern», sagt Rania, eine freiwillige Gesundheitshelferin aus der Gemeinschaft.

Dank den Massnahmen von Medair – grosszügig finanziert durch die Europäische Union – hat sich Fozehs Gesundheitszustand deutlich verbessert. Die Sitzungen zur Verhaltensveränderung haben sie in die Lage versetzt, gesündere Entscheidungen für sich selbst und ihre Familie zu treffen. Mit ihrem neu erworbenen Wissen über gesündere Gewohnheiten und eine ausgewogene Ernährung kann Fozeh ihr Wohlbefinden selbst in die Hand nehmen.

Der Weltgesundheitstag wird jedes Jahr am 7. April begangen. Ins Leben gerufen wurde dieser weltweite Aktionstag von der 1948 gegründeten Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ziel des Weltgesundheitstages ist es, das öffentliche Bewusstsein für Gesundheitsthemen zu schärfen, den Dialog über diese Themen anzuregen und für politische Massnahmen und Initiativen zur Verbesserung des Gesundheitswesens einzutreten. Auch sollen Einzelpersonen, Gemeinschaften, Regierungen und Organisationen dazu angeregt werden, gemeinsam auf eine gesündere Gesellschaft hinzuarbeiten.

 

 


Mit Unterstützung der Europäischen Union ermöglicht Medair hilfsbedürftigen Geflüchteten in Jordanien, Zugang zu medizinischer Versorgung und Notfallbehandlungen zu erhalten.

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

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