Geschichten

Rückkehr ohne Wasser

Zugang zu Wasser für rückkehrende Familien

Elf Jahre nach Beginn der Syrien-Krise gelten viele Gebiete inzwischen wieder als sicher. Häufig jedoch finden Familien ihre Häuser bei der Rückkehr verfallen oder zerstört vor. Sie müssen beim Wiederaufbau zusammenstehen ihre Ressourcen einteilen.

In vielen Gebieten ist die Wasserversorgung eingeschränkt. Wer zurückkehrt, ist damit auf unsichere oder überteuerte Wasserlieferungen angewiesen und Familien müssen ihren Wasserverbrauch streng rationieren.

Die wirtschaftliche Lage in Syrien spielt eine wesentliche Rolle für die Wasserkrise. Die Einkommen sind niedrig und es gibt wenig Strom. Alles zusammen begrenzt den Zugang zu sauberem Wasser.

Für Medair war es daher wichtig, im Rahmen der Wasser- und Sanitärprojekte in Syrien Häuser mit Wassertanks auszustatten. Diese können an Tagen, an denen die Wasserversorgung funktioniert, aufgefüllt werden und versorgen Familien dann über einen längeren Zeitraum.

Wir haben mit Gemeinschaftsmitgliedern über ihre schwierige Situation gesprochen, als sie noch keinen Wassertank hatten, und wie sich ihr Alltag dadurch verändert hat.

Mohammad ist ein dreifacher Vater. Er hatte sein Haus zu Beginn der Krise verlassen und ist vor etwa einem Jahr zurückgekehrt. Mohammad ist ein Tagelöhner. Er nimmt jede angebotene Arbeit an, um seine Familie zu versorgen. Seine Frau war vor der Krise Lehrerin, sie hat keine feste Arbeit mehr.

Als Mohammad und seine Familie zurückkehrten, fanden sie ihr Haus in einem beklagenswerten Zustand und teilweise zerstört vor.

«Das Wasser habe ich immer in zwei grosse Kanister, die vorher Reinigungsmittel enthielten, und weitere kleine Wasserkrüge gefüllt», antwortete Mohammad auf die Frage, wie sie ihren Wasserbedarf gedeckt haben, bevor sie den Wassertank bekamen. «Ich musste dreimal pro Woche Wasser von einem Wassertankwagen kaufen. Das war teuer, aber die einzige Möglichkeit», fügte er hinzu.

«Was hat sich jetzt durch den Wassertank verändert?» wollten wir wissen. «Der Wassertank hat ein Problem für uns gelöst und ist genau zur richtigen Zeit gekommen. Ich hatte kein Geld, um selbst einen zu kaufen. Ohne Strom und anderes kann man leben, aber ohne Wasser geht gar nichts.»

«Jetzt sind wir nicht mehr auf die Lieferungen durch Wassertankwagen angewiesen, da wir jetzt genug für den täglichen Bedarf speichern können. Sorgen über Wassermangel sind Vergangenheit.»

Der Wassertank einer Familie vor der Verteilung von neuen Wassertanks durch Medair in Syrien

Yasser ist 57 Jahre alt. Er ist vor etwa drei Jahren zurückgekehrt.

Yasser ist dreifacher Vater und kümmert sich um seine 83-jährige Tante. Seine Frau arbeitet für das Gesundheitsministerium. Yasser hat früher als Elektriker gearbeitet, aber nach seiner Rückkehr ist es schwer, eine Anstellung zu finden. Er hat deshalb kein festes Einkommen.

«Als ich zurückgekehrt bin, hatte ich einen kleinen Wasserspeicher, aber die Versorgung fiel häufig aus. Der Vorrat reichte nicht für den Bedarf einer sechsköpfigen Familie, vor allem mit einer älteren Person. Man braucht mehr Wasser zum Kleiderwaschen und Duschen.»

Die Hauptwasserleitung erreicht sein Wohngebiet nicht. Mit zwei neuen Wassertanks ist Yasser jetzt weniger auf Lieferungen durch Wassertankwagen angewiesen als früher.

«Die Wasserleitung reicht nicht bis in meine Gegend. Meine Nachbarn und ich mussten eine externe Rohrleitung verlängern, die etwa 14 Häuser erreicht. Das Rohr ist etwa 3 Zentimeter breit und 200 Meter lang. Es dauert ewig, die Wassertanks zu füllen. Meine Nachbarn und ich unterstützen uns jedoch gegenseitig. Wir wissen, dass die Situation für uns alle schlimm ist. Ohne Wasser kann niemand leben, deshalb sind wir froh darüber.» Yasser erzählte uns, wie er mit der Wasserknappheit zurechtkommt.

«Ich will ehrlich sein. Die Wasserknappheit in meiner Gegend ist schrecklich, aber der Wassertank hat geholfen. Ich bin dankbar für die Hilfe. Auch wenn das Wasser in meiner Gegend oft abgestellt wird, reicht es jetzt länger», fügte er hinzu.

Das Foto zeigt die beschädigten Wassertanks der Familie vor der Verteilung

Razan ist 35 und Mutter von vier Kindern. Sie ist mit ihrer Familie in ihr Zuhause zurückgekehrt, als sich die Lage vor etwa 4 Jahren stabilisierte.

Razan hat Medair erzählt, wie ihre Familie nach der Rückkehr zurechtkam: «Als wir zurückgekehrt sind, war das Haus zerstört. Wir hatten keinen Wassertank. Unser Nachbar war noch nicht in sein Haus zurückgekehrt, also haben wir mit ihm vereinbart, dass wir seinen Tanks benutzen. Er war aus Metall, rostig und undicht. Wir hatten keine Möglichkeit, einen neuen zu kaufen, so haben wir das Leck repariert und das Wasser nur zum Waschen benutzt.»

«Wir hatten jeweils nur einen Tag in der Woche Wasser. Den Rest der Woche wurde es abgestellt. Deshalb hatten wir keine Wahl, als immer wieder von Wassertankwagen zu kaufen. Mein Mann ist Tagelöhner und ich habe keine Arbeit. Jede Wasserlieferung war sehr teuer», erzählte Razan.

«Vorher waren wir auf Wasserlieferungen angewiesen, mit dem grossen Wassertank haben wir jetzt ausreichend Wasser und es ist trinkbar. Das hat unser Leben erleichtert.»

«Ich habe vor allem den uns entgegengebrachten Respekt geschätzt. Nachdem uns das Team registriert hatte, hat es uns zuhause besucht und die Lage erfasst. Sie haben gesehen, dass wir Hilfe brauchten, dafür bin ich sehr dankbar.»

«Unser Haus musste repariert werden. Es war eine Ruine, die Anschaffung eines Wassertanks war keine Priorität. Wir mussten das Haus mit den nötigsten Reparaturen erstmal wieder bewohnbar machen. Einen neuen Tank konnten wir uns nicht leisten. Ihre Unterstützung kam genau zum richtigen Zeitpunkt.»

Überprüfung der Wasserstation in Deir-ez-Zor vor der Sanierung

Die Verteilung von Wassertanks und die Reparatur der Wasserversorgung durch Medair in Syrien hat den Zugang zu sauberem Wasser verbessert. Dadurch wurde vermieden, dass Menschen aus der Not heraus ihren Wasserkonsum einschränken oder unsauberes Wasser trinken. Der verbesserte Zugang zu kostenlosem und sauberem Wasser senkt zudem die finanzielle Belastung von Haushalten, die vorher viel Geld für die Lieferungen von Wassertankwagen ausgeben mussten.


Die Arbeit von Medair in Syrien wird durch den Katastrophenschutz und die humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission, die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Glückskette, SlovakAid, die GSELL-Stiftung und grosszügige private Spenden ermöglicht.

Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

 

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