Es braucht ein ganzes Dorf

Die Sonne war gerade aufgegangen. Keynan Aliow machte sich auf den Weg zur Arbeit.

Die Sonne war gerade aufgegangen. Keynan Aliow machte sich auf den Weg zur Arbeit. Plötzlich hörte er, wie ein kleines Kind verzweifelt schrie. Während er weiter ging, wurde das Geräusch immer lauter. Als Keynan sich umsah, traute er seinen Augen kaum: Am Strassenrand lag allein und verlassen ein winziges Neugeborenes.

„Ist da jemand?“, rief er. Doch zu seiner grossen Verwunderung kam keine Antwort. Also trug er das weinende Kind zum nächstgelegenen Haus. „Habt ihr gesehen, wer dieses Kind am Strassenrand abgelegt hat?“, fragte Keynan die Bewohner. Fassungslos schüttelten sie ihre Köpfe. Weitere Nachbarn wurden durch die Aufregung aufmerksam und stellten sich dazu. Doch niemand wusste, wo das Baby hergekommen war.

Keynan blieb keine Wahl: Er nahm das Kleine mit. Seine Nachbarin, eine Mutter namens Farxiyo, fragte er, ob sie sich um das Kind kümmern könne. Liebevoll schloss sie den kleinen Jungen in ihre Arme. Sie nannten ihn Abdikadir Keynan Aliow.

Nach vier Monaten bekam Farxiyo eine Arbeit in der Stadt und überliess das Baby wieder Keynan. Erneut sah er sich nach einer Ersatzmutter um, die sich um Abdikadir kümmern könnte. Anisa willigte ein, Abdikadir bei sich aufzunehmen. Sie nahm ihn mit in den Busch (Badia) und gab ihm Kamelmilch. Die würde ihm helfen, zu wachsen, sagte sie sich. Doch das Gegenteil geschah: Abdikadir wurde krank und verlor stark an Gewicht.

Während einem Routinebesuch in den Haushalten sah Malyun, eine freiwillige Helferin des Medair-Gesundheitsteams, Abdikadir zum ersten Mal. Sein Zustand machte ihr Sorgen. Sie untersuchte ihn auf Unterernährung und überwies sie ihn an eine von Medair unterstützte Klinik, die von unserem lokalen Partner Dawa betrieben wird.

Noch am selben Tag brachte Anisa den kleinen Abdikadir ins Gesundheitszentrum. Krankenschwester Firdowsa kann sich noch gut daran erinnern.


Abdikadir wurde umgehend mit Plumpy’nut gefüttert, einer nahrhaften Therapienahrung für unterernährte Kinder. Anisa wurde über eine gute Ernährung für Kleinkinder informiert. Das Baby wurde entlassen und – in Kombination mit regelmässigen Nachsorgeuntersuchungen in der Klinik – zu Hause weiter gepflegt. Anisa musste zurück in die Badia. Doch sie war sich sicher: Wenn Abdikadir sich erholen sollte, musste sie in der Nähe der Klinik bleiben. Deshalb gab Keynan Abidkadir in die Obhut einer weiteren Betreuerin. Sie hiess Mama Abdiya und arbeitete im Gesundheitszentrum als Reinigungskraft.

Dank Abdiyas liebevoller Betreuung und der von Medair bereitgestellten Therapienahrung verdoppelte sich Abdikadirs Gewicht nahezu.


Dr. Marian Wetshay-van der Snoek ist Leiterin des Programms in Somalia. Sie sagt: „Sehr schön finde ich, dass Somalier nach mehr als 20 Jahren der Krise trotzdem bereit sind, sich um ein hinterlassenes Kind zu kümmern. Dafür nehmen sie enorme persönliche Einschränkungen in Kauf.“


Machen Sie es möglich, dass Kinder sich in Somalia von ernsthafter Unterernährung erholen können – wie Abdikadir. Spenden Sie jetzt.

In Somalia leitet Medair ein umfassendes Programm zur Behandlung von Unterernährung und rettet damit Kleinkinder und gefährdete Mütter. Freiwillig Helfende besuchen Familien regelmässig, um sie auf Unterernährung zu untersuchen sowie gute Gesundheits- und Ernährungsgewohnheiten zu fördern.

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