Wadeds Geschichte: Wie ältere Menschen während Krisen ums Überleben kämpfen
Waded ist 79 und pensionierter Lehrer. Schulbildung für Kinder ist ihm ein grosses Anliegen und seine eigentliche Leidenschaft.
Waded ist 79 und pensionierter Lehrer. Schulbildung für Kinder ist ihm ein grosses Anliegen und seine eigentliche Leidenschaft. Er ist weit gereist und hat lange in Europa gelebt. Seine drei Kinder sind noch immer dort und arbeiten als Ärzte und Ingenieure. Als er selbst Primarschüler war, lernte er seine Frau kennen. Bis heute sind die beiden ein Liebespaar. In ihrem hohen Alter mussten sie – wie zwei Millionen weitere Iraker – wegen des anhaltenden Konflikts die Flucht ergreifen.
Eine beschwerliche Reise
Als gewaltvolle Kämpfe in ihrer Stadt Hawija ausbrachen, gab es für Waded und seine Frau Sameera nur eine Möglichkeit: Fliehen! Nach einem stundenlangen Fussmarsch erreichten sie schliesslich ein Camp, das als provisorischer Zufluchtsort für Flüchtlinge aus Hawija hergerichtet worden war.
Für den 79-jährigen Waded war die Reise beschwerlich. Für seine gleichaltrige Frau Sameera war sie kaum zu bewältigen. Sie hatte aufgrund ihrer geschwollenen Beine bereits in ihrer Heimat Mühe mit dem Laufen gehabt, der stundenlange Fussmarsch erschöpfte sie völlig und verursachte ihr grosse Schmerzen. Ein paar Männer boten an, sie einen Teil der Strecke zu tragen. Doch trotz der Unterstützung forderte die Reise ihr alles ab.
Ältere Menschen gehen oft leer aus
Während Notsituationen werden ältere Menschen oft aussen vor gelassen. Sie haben besondere Bedürfnisse, benötigen individuell abgestimmte Unterstützung, kurz: erhöhte Aufmerksamkeit, die viele humanitäre Organisationen inmitten von Krisen nicht gewährleisten können. Auch leiden viele ältere Menschen an chronischen Krankheiten, die einen regelmässigen Zugang zu Medikamenten und Gesundheitsleistungen erfordern. Andere wiederum haben körperliche Einschränkungen oder Behinderungen, die ihren Alltag in der neuen Umgebung enorm erschweren. Während Katastrophen oder Konflikten werden Betagte und Behinderte zudem manchmal von ihren Familien getrennt – und sind danach ganz auf sich allein gestellt.
Wenn die Zeit drängt und Leben auf dem Spiel steht, geht es Ersthelfern primär darum, möglichst viele Menschen mit umfassender Nothilfe zu versorgen, um eine grösstmögliche Anzahl an Leben zu retten. Leider bedeutet dies, dass spezifische Bedürfnisse bei diesem Wettlauf gegen die Zeit untergehen. Unseren Teams ist dies bewusst und sie geben alles, um angemessen auf diese «unsichtbaren» Bedürfnisse zu reagieren. Egal, wo Notleidende sich befinden und wie schwer es ist, sie mit Hilfe zu erreichen: Wir sind fest davon überzeugt, dass jedes Leben zählt.
Gemeinsames Engagement für Ältere und Behinderte
Waded mit seiner Ehefrau Sameera, beide 79 Jahre alt.
Als Medair-Mitarbeiter Waded und seine Frau kennenlernten und feststellten, dass Sameera spezielle Unterstützung benötigt, brachten sie sie mit Handicap International in Verbindung. Die Organisation setzt sich für bedürftige Menschen mit Behinderungen ein, die mit Armut, Exklusion, Konflikten oder Katastrophen konfrontiert sind. Handicap International organisierte Sameera einen neuen Rollator, der ihr heute beim Laufen eine grosse Hilfe ist.
Waded und Sameera haben beim Medair-Team im Irak einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die grosse Liebe, die das Ehepaar verbindet, ist wunderschön und einzigartig: Während der Zeit, die die beiden im provisorischen Flüchtlingscamp verbrachten, sah man sie fast ausschliesslich Seite an Seite. «Meine Frau ist mein Ein und Alles», schwärmt Waded. «Ich habe mich in der Grundschule in sie verliebt und liebe sie bis heute. Ich will nie ohne sie sein.»
Der Irak beherbergt heute mehr als 250 000 syrische Flüchtlinge, obwohl sich das Land selbst in einer Krise mit massiven internen Bevölkerungsvertreibungen befindet. Ende 2017 rangierte der Irak bezüglich der Anzahl Binnenflüchtlinge (IDPs) weltweit auf dem vierten Platz.
Möchten Sie sich für Familien und ältere Menschen wie Waded und Sameera engagieren? Wir freuen uns sehr, wenn Sie unsere Arbeit heute mit einer Spende unterstützen – jeder Beitrag zählt. Oder werden Sie monatlicher Spender. Damit ermöglichen Sie uns, zwischen die Fronten geratene Flüchtlinge und Binnenvertriebene zuverlässig mit Unterkünften, Hygiene- und Haushaltsgütern sowie Gesundheitsleistungen zu versorgen.
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