«Unser Hauptziel ist es, die Gemeinschaften in den informellen Siedlungen vor Unwetter zu schützen und ihnen Sicherheit zu geben», sagt Omar.
Das Bekaa-Tal im Libanon ist bei starken Regenfällen und rauen Witterungsbedingungen überschwemmungsgefährdet. Das stellt eine erhebliche Bedrohung für die Sicherheit und das Leben der dort lebenden Menschen dar. Eine nennenswerte Anzahl der im Tal Lebenden sind syrische Geflüchtete, die nach der Flucht aufgrund des Konflikts in ihrer Heimat in den informellen Siedlungen des Tals untergekommen sind. Deshalb ist es unerlässlich, Verbesserungen in diesen Siedlungen vorzunehmen, um das Überschwemmungsrisiko zu mindern und die dort lebenden Geflüchteten zu schützen.
Bei einem Besuch mit dem Unterkunftsteam in Ghazze, Bekaa-Tal, konnte ich ein abgeschlossenes Projekt dieser Art besichtigen. Vor der Durchführung von solchen Arbeiten in informellen Siedlungen wird stets eine umfassende Risikobewertung durchgeführt, um die am stärksten von Überschwemmungen bedrohten Gebiete zu ermitteln. Anhand dieser Bewertungen ist es möglich, Massnahmen auf gezieltere Weise vorzunehmen, sodass sie sich auf die am meisten gefährdeten Gemeinschaften konzentrieren und sicherstellen, dass die Ressourcen effizient und effektiv genutzt werden. Entscheidend ist zudem die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaften und den Geflüchteten selbst, um sicherzustellen, dass die Massnahmen angemessen sind und den spezifischen Bedürfnissen der Betroffenen entsprechen.
Wir näherten uns der gegenüber einem Bauernhof liegenden Siedlung, die bei starken Regenfällen häufig immer wieder mit Überschwemmungen zu kämpfen hatte. Von weitem sah ich bereits, dass die Siedlung aussen von Entwässerungsgräben umgeben war. Dem Team zufolge ist eine der wirksamsten Massnahmen zur Verhinderung von Überschwemmungen die Verbesserung des Ablaufsystems. Dies kann durch das Anlegen neuer Ablaufkanäle, die Reparatur und den Ausbau bestehender Kanäle und die Beseitigung von Schutt, der den Wasserfluss behindert, erreicht werden. Die Hauptursache für die Überschwemmungen in dieser Siedlung war in diesem Fall Schutt, durch den das Wasser nicht abfliessen konnte.
Quer durch die informelle Siedlung wurde ein Entwässerungsgraben angelegt. So konnten Wasserschäden verhindert werden, ohne dass die Zelthäuser umplatziert werden mussten. Das bestehende unterirdische Ablaufsystem wurde durch umweltfreundliche Polyvinylchlorid-Rohre, auch bekannt als PVC-Rohre, verbessert, die einem hohen Wasserdruck standhalten können. Der Kanal leitet das Wasser aus der Siedlung direkt zum Flussufer, verhindert so Überschwemmungen und Bodenverlust und erhöht die Stabilität der Unterkünfte.
Darüber hinaus hat das Team in der gesamten Siedlung Oberflächenentwässerungsgräben mit Lochblechen angelegt, die verhindern, dass grosse Fremdkörper in das Ablaufsystem gelangen und so Verstopfungen vorbeugen. Mit diesen überbauten Entwässerungsgräben kann das Wasser von den wasserrückhaltenden Flächen direkt in das Ablaufsystem und schliesslich in das Hauptablaufnetz und dann zum Flussufer abgeleitet werden.
Laut Omar, dem Unterkunftsbeauftragten von Medair, ist es wichtig, in langfristige Lösungen zu investieren, die die Ursachen von Überschwemmungen und nicht nachhaltigen Landnutzungspraktiken angehen. «Unser Hauptziel ist es, die Gemeinschaften in den informellen Siedlungen vor Unwetter und Witterungsbedingungen zu schützen und ihnen Sicherheit zu geben. Wir sind stets bestrebt, nachhaltige Projekte umzusetzen, indem wir uns mit den wichtigsten Hindernissen befassen und überlegen, wie wir sie mit Rücksicht auf die Umwelt lösen können. In diesem Fall gab es immer wieder extreme Überschwemmungen in der Siedlung, weil das Ablaufsystem verstopft war. Der Schutt kam von einem nahegelegenen Bauernhof. Eine der Lösungen bestand darin, die Rohre zu erweitern, so dass mehr Wasser durchfliessen konnte, ohne sie zu verstopfen. Darüber hinaus wurde ein grösserer Ablaufgraben angelegt, durch den das Wasser direkt zum Flussufer abgeleitet wird. Durch die Lösung dieser grundlegenden Probleme können wir die Nachhaltigkeit der Massnahmen sicherstellen und die syrischen Geflüchteten im Bekaa-Tal für die nächsten Jahre schützen», sagt Omar.
Die Hilfsleistungen von Medair im Bekaa-Tal, Libanon, werden vom Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) und grosszügigen privaten Spendenden finanziert.
Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.