Geschichten

Die Gesundheit von Mutter und Kind verbessern

Wie Medair Stillpraktiken unter Müttern in Jordanien fördert

Umfragen zufolge liegt in Jordanien der Anteil der Mütter, die ihre Säuglinge in den ersten sechs Monaten nach der Geburt ausschliesslich stillen, bei lediglich 26%. Medair hat das Bedürfnis nach besserer Aufklärung in Hinsicht auf das Stillen erkannt, um falschen Vorstellungen vorzubeugen und die Bevölkerung über die Vorteile dieser Art der Säuglingsernährung zu informieren.

Im Rahmen des Gesundheitsprogramms von Medair statten freiwillige Gesundheitshelfende aus der Gemeinschaft schwangeren Frauen und Müttern Hausbesuche ab. Sie informieren die Frauen unter anderem über die Erkennung von Risiken während der Schwangerschaft und die postnatale Versorgung.

Die 35-jährige Fatemah ist eine der Frauen, die von dieser persönlichen Betreuung profitiert hat. Zusammen mit ihren Kindern und ihrem Mann war Fatemah 2014 aus Syrien geflüchtet. Nachdem sie die Grenze nach Jordanien überquert hatten, verbrachte die Familie zuerst einen Monat im Flüchtlingslager Zaatari, bevor sie in das Haus ihrer Schwiegermutter zog. Fatemas Ehemann leidet an einem schweren Rückenproblem, das ihn am Arbeiten hindert. Daher war Fatemah gezwungen, für die Familie zu sorgen, indem sie zu Hause gekochtes Essen verkaufte.

Fatemah, 35 Jahre alt, mit ihren Töchtern Rania (5) und Reemas (8 Monate)

Fatemah meldete sich bei Medair, als sie mit ihrem jüngsten Kind, Reemas, schwanger war. Medair stellte Fatemah Bargeldhilfe zur Verfügung, womit sie die Entbindungskosten bezahlen konnte. Zudem trat sie einer Selbsthilfegruppe zur Kommunikation von Verhaltensänderungen bei. Zeinab, freiwillige Gesundheitshelferin bei Medair, besuchte Fatemah zu Hause, sowohl vor als auch nach Reemas Geburt.

Zeinab beriet Fatemah über die Vorteile des Stillens: es fördert nicht nur die Gesundheit des Babys, sondern kann die Mutter zusätzlich vor Brustkrebs schützen. Zeinab erklärte, wie wichtig die Muttermilch besonders in den ersten Tagen ist, weil sie die Antikörper der Mutter an das Baby weitergibt. So kann das Kind ein starkes Immunsystem entwickeln, wodurch es vor Krankheiten geschützt wird.

Weil Remaas als Frühchen geboren wurde, gestaltete sich das Stillen für Fatemah nicht einfach. Zeinab informierte Fatemah über das Abpumpen der Muttermilch und deren Lagerung. Fatemah erklärt: «Ich begann abzupumpen und meine Milch ins Krankenhaus zu schicken, weil ich nicht jeden Tag hingehen konnte. Zeinab erklärte mir, wie man Milch sicher und richtig im Kühlschrank lagert und wie man sie erwärmt.» 

Fatemah ist Mutter von insgesamt sechs Töchtern, wovon zwei bereits verheiratet sind. Heute ist sich Fatemah bewusst, dass sie bei ihren älteren Kindern nicht immer gesunde Ernährungsgewohnheiten hatte. Ihr hatten schlicht die Informationen gefehlt: «Ich gab ihnen früh Kräutertee und Wasser zu trinken und begann schon nach zwei Monaten, sie mit fester Nahrung zu füttern.»

Medair-Gesundheitsbeauftragte Rawan mit der kleinen Reemas

Rawan ist Gesundheitsbeauftragte und unterstützt Mütter wie Fatemah bei der Aufklärung über das Stillen. Sie sagt: «Ich freue mich, wenn ich sehe, welche Wirkung die Aufklärungskurse haben, die wir den Müttern anbieten. Ich empfehle allen Müttern, ihre Babys zu stillen, weil es sowohl für die Mutter als auch für das Kind von Vorteil ist.»

Auch Fatemah ist zufrieden und erzählt von ihrem Plan, ihre jüngste Tochter zwei Jahre lang weiter zu stillen. Auch wenn sie Reemas im Laufe ihres Wachstums graduell an zusätzliche Nahrungsmittel heranführen wird, wird Muttermilch weiterhin ein wichtiger Bestandteil ihrer Ernährung sein. Sie erklärt: «Ich möchte das, was ich in der ersten Sitzung gelernt habe, anwenden. Meine beiden verheirateten Töchter haben jetzt auch Babys, also habe ich was ich gelernt habe auch an sie weitergegeben, damit sie ihre eigenen Babys stillen können.»

Die Weltstillwoche findet vom 1. bis 7. August 2023 statt. Ziel dieser Woche ist es, das Bewusstsein für die gesundheitlichen Vorteile des Stillens zu erhöhen. Gefördert wird die Weltstillwoche auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die sich dafür einsetzt, die globale Gesundheit durch das Stillen von Babys und Kleinkindern zu verbessern.

 


Das kommunale Gesundheitsprogramm von Medair in Jordanien wird von der Europäischen Union, dem Deutschen Auswärtigen Amt und dem U.S. Bureau of Population, Refugees and Migration finanziert.

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

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