Geschichten

Das Ringen um Gesundheit in Syrien

Etwa 12,2 Millionen Menschen in Syrien brauchen Gesundheitsdienste. Durch die Krise im Land sind die meisten Gesundheitseinrichtungen veraltet oder beschädigt. Viele Menschen haben keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung. Auch die Kosten für Spitalaufenthalte spielen eine grosse Rolle.

Um zu einem Spital in einer anderen Stadt zu kommen, müssen viele Familien ein Auto mieten. Das ist für einkommensschwache Haushalte eine grosse finanzielle Belastung. Ambulanzen brauchen oft Stunden und kommen nicht rechtzeitig, so bleibt Betroffenen auch bei Notfällen häufig nur die Fahrt mit dem Auto.

Mohammad hält den Blutbeutel für seinen an Thalassämie erkrankten Sohn

Bei einem Spitalbesuch in Deir-ez-Zor, wo Medair einen Einsatz plante, traf das Kommunikationsteam Mohammad. Mohammad hielt einen Beutel mit Blut unter seiner Achselhöhle. Wir haben ihn angesprochen und nach seiner Geschichte gefragt.

«Mein Sohn leidet an Thalassämie. Das Spital hat die notwendigen Medikamente nicht da und ich kann sie mir auch nicht leisten. Alle zwanzig Tage braucht er eine Bluttransfusion. Hier im Spital gibt es aber keine Heizgeräte, um das Blut aufzuwärmen. Also halte ich den Beutel etwa fünf Stunden unter der Achselhöhle, bis er Körpertemperatur erreicht.»

«Ich wünschte, ich könnte eine bessere Lösung finden, aber alles ist so teuer. Da wir kein Geld für eine Knochenmarktransplantation haben, müssen wir alle zwanzig Tage für die Bluttransfusion ins Spital kommen. Aber wenigstens die ist verfügbar», sagt Mohammad.

Mohammed ist nicht der einzige. Viele Familien können sich weder Medikamente noch Operationen für ihre Kinder leisten.

Suhair arbeitet als Pflegefachkraft in der Inkubationsstation eines Spitals in Deir-ez-Zor

Suhair arbeitet als Pflegefachkraft in der Inkubationsstation eines Spitals in Deir-ez-Zor. Sie spricht über die täglichen Herausforderungen für die Mitarbeitenden.

«Unser grösstes Problem ist der Mangel an Sterilisationsgeräten. Wir können die Inkubatoren zwar reinigen, aber dadurch werden sie nicht steril. Ausserdem haben wir ein Problem, Sauerstoff für die Inkubatoren zu bekommen. Wir erwarten daher mehr Todesfälle unter Neugeborenen, ganz zu schweigen von dem Medikamentenmangel im Spital. Familien müssen den Sauerstoff selbst kaufen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.»

Ein Kind wird in einer der von Medair in Syrien wiederaufgebauten und neu ausgestatteten Kliniken behandelt

Oft finden weder Familien noch Gesundheitspersonal eine Lösung. Familien können sich Medikamente häufig nicht leisten und Gesundheitspersonal keine Behandlung anbieten.

Medairs Arbeit in Syrien zielt auf die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in schwer zugänglichen Gebieten ab. Dazu gehört die Rehabilitierung von primären Gesundheitseinrichtungen und der verbesserte Zugang zu Gesundheitsdiensten. In der Region Damaskus, in Quneitra, Aleppo, Homs, Hama, Deir-ez-Zor und Raqqa hat Medair über 30 Gesundheitseinrichtungen rehabilitiert und/ oder neu ausgestattet. Darüber hinaus hat Medair in Abstimmung mit dem Syrisch-Arabischen Roten Halbmond und dem syrischen Gesundheitsministerium in drei grösseren Spitälern in Syrien zwei in Damaskus und eines in Deir-ez-Zor – interveniert.

Die Kliniken bieten medizinische Grundversorgung und verfügen über Geräte und Medikamente. Zu den Diensten gehören Allgemeinmedizin, pädiatrische und reproduktive Gesundheit, gemeinschaftsbasiertes Management von akuter Unterernährung und die Förderung einer gesunden Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern sowie Impfdienste. Familien haben nun Zugang zu Gesundheitsdiensten in ihrer Umgebung.


Die Arbeit von Medair in Syrien wird durch den Katastrophenschutz und die humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission, die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, die Glückskette, SlovakAid und grosszügige private Spendende wie Sie ermöglicht.

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

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