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Den Hunger im Südsudan lindern

September 4, 2024
von Medair
Südsudan
Wie Medair in Stabilisierungszentren im Südsudan das Leben unterernährter Kinder rettet

Der Südsudan ist mit einer überwältigenden Konvergenz von Krisen konfrontiert. Gewaltsame Kämpfe auf subnationaler Ebene, Auswirkungen des Klimawandels, Massenvertreibung und eine sich verschlechternde Wirtschaftslage treiben Millionen von Familien in eine schwere Nahrungsmittel- und Ernährungsunsicherheit. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und des Welternährungsprogramms wird der Südsudan auch im Jahr 2024 eine der am stärksten von Hunger betroffenen Länder der Welt sein. Die Situation verschärft sich durch den Zustrom von Menschen, die vor dem Konflikt im benachbarten Sudan fliehen, durch weit verbreitete Überschwemmungen, anhaltende Gewalt und Unterbrechungen des Nahrungsmittelsystems. Diese Faktoren verstärken sich gegenseitig und treiben das Land an den Rand einer Katastrophe.

Laut einer kürzlich publizierten Analyse des FEWS NET (Famine Early Warning Systems Network) werden zwischen acht und neun Millionen Menschen in der mageren Jahreszeit von Juli bis September, wenn die Nahrungsmittel am knappsten sind, dringend Nahrungsmittelhilfe benötigen. Das entspricht in etwa 70 % der Bevölkerung des Südsudan. Die Gefahr einer Hungersnot in den überschwemmungsgefährdeten Gebieten ist besonders alarmierend.  

Schwere Überschwemmungen erwartet

In der zweiten Hälfte des Jahres 2024 droht dem Südsudan eine Überschwemmungskatastrophe. Der rekordhohe Wasserstand des Viktoriasees hat die ugandischen Behörden gezwungen, Wasser in die Dämme zu leiten, wodurch der Nil, der durch den Südsudan fliesst, immer mehr über die Ufer tritt. Es werden schwere Überschwemmungen vorhergesagt, die Ernten und Viehbestände zerstören, Handelswege unterbrechen und das Risiko des Ausbruchs von Krankheiten erhöhen werden. Diese Bedingungen wird die Ernährungsunsicherheit weiter verschärfen. Nach Schätzungen von UNICEF könnten in den kommenden Monaten 480 000 Kinder unter fünf Jahren von schwerer akuter Unterernährung betroffen sein.

Neue Hoffnung für die Familie von Nyabang

Medair ist seit mehreren Jahren in Leer und Pibor tätig. Diese zwei Gebiete werden häufig von saisonalen Überschwemmungen heimgesucht und die Ernährungslage ist prekär. In Stabilisierungszentren behandeln unsere engagierten Teams Kinder unter fünf Jahren, die stark unterernährt sind und unter zusätzlichen medizinischen Komplikationen leiden.  

Nyabang und ihre Familie bauten früher in ihrem Garten in Leer Lebensmittel an. Doch seit der Konflikt ausgebrochen ist und sie gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen, muss die Familie oft hungern. In ihren Notunterkünften gibt es nicht viel Platz für den Anbau, und die saisonalen Überschwemmungen zerstören die wenigen Ernten, die sie haben. Aufgrund der weltweiten Mittelkürzungen für die humanitäre Hilfe mussten Hilfsorganisationen die Verteilung von Nahrungsmitteln stark reduzieren. Als die acht Monate alte Nyaruach, die bereits an Unterernährung litt, krank wurde, suchte ihre Mutter verzweifelt nach Hilfe.

"Wir haben nicht genug Lebensmittel”, so Nyabang. “Es herrscht ein grosser Mangel und die ganze Gemeinschaft leidet darunter. Wir haben oft den ganzen Tag nichts gegessen und sind hungrig zu Bett gegangen. Ich musste drei Stunden zu Fuss gehen, um dieses Zentrum zu erreichen. Es war anstrengend, aber es ist immer noch die einzige Möglichkeit, Hilfe zu bekommen", erzählt die dreifache Mutter. "Einer der Gesundheitshelfer von Medair kam in unsere Unterkunft und untersuchte mein Baby auf Unterernährung. Er stellte fest, dass Nyaruach schwer unterernährt war und erzählte mir von den kostenlosen Leistungen hier. Danach wurde meine Tochter noch kränker, erbrach, hatte wässrigen Durchfall und bekam hohes Fieber. Ich war sehr besorgt und wusste, dass ich sofort zum Stabilisierungszentrum gehen musste.”

Moses, klinischer Leiter des Medair-Stabilisierungszentrums in Leer, misst die Temperatur seiner kleinen Patientin Nyaruach. © Medair / Stefan Kewitz

Unser Team nahm Nyaruach in das Ernährungsprogramm auf und behandelte die Kleine mit Medikamenten und therapeutischer Milch. Das acht Monate alte Mädchen erholte sich schnell und sprach gut auf die Behandlung an. Ihre Mutter ist erleichtert und glücklich:

"Ich kann so viele Fortschritte in so kurzer Zeit sehen. In nur wenigen Tagen hat mein Baby an Gewicht zugenommen und hat mehr Energie. Sie hat wieder angefangen zu spielen. Das zu sehen macht mich so glücklich und dankbar. Alles, was ich wollte, war, dass das Kind gesund wird. Und jetzt ist es mit Ihrer Unterstützung geschehen. Ich sehe, dass diese Einrichtung eine grosse Hilfe ist. Sie retten das Leben unserer Kinder und machen viele Familien hier in schwierigen Zeiten wieder glücklich. Bitte unterstützen Sie uns weiterhin, damit noch viele Kinder gerettet werden können.”

Nyabangs herzliche Worte zaubern ein breites Lächeln auf Moses Gesicht. Er ist klinischer Leiter des Stabilisierungszentrums und fühlt sich berufen, den Vulnerablen in Leer zu helfen.

"Es macht mich glücklich, die Früchte meiner Arbeit zu sehen. Wenn die Kinder gut auf unsere Behandlung ansprechen, habe ich wirklich das Gefühl, etwas Wichtiges und Sinnvolles getan zu haben. Unterernährung ist hier in Leer ein grosses Problem, und wenn die Babys noch andere gesundheitliche Komplikationen haben, kann ihr Zustand schnell lebensbedrohlich werden. Mein Ziel ist es, sie gesund zu machen, damit sie einen neuen Start in ihr junges Leben haben können."

Moses überprüft den Herzschlag des unterernährten Mädchens Nyaruach. © Medair / Stefan Kewitz

Hoffnung bewahren angesichts der Krise

In einem von Konflikten, Vertreibung und Naturkatastrophen verwüsteten Land wie dem Südsudan ist Hoffnung ein seltenes und kostbares Gut. Die Arbeit von Medair im Stabilisierungszentrum ist mehr als nur medizinische Versorgung - sie ist eine Botschaft, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gibt, die sich kümmern, die bereit sind, den Geschwächten beizustehen und für ihr Überleben zu kämpfen. Diese Wiederherstellung der Hoffnung ist für den Geist so wichtig wie die Nahrung für den Körper.

Im Stabilisierungszentrum von Medair geht es nicht nur um die kurzfristige Rettung von Menschenleben, sondern auch darum, den Weg für eine langfristige Genesung und Widerstandsfähigkeit zu ebnen. Indem wir kleinen Kindern helfen, schwere akute Unterernährung und andere lebensbedrohliche Zustände zu überwinden, gibt Medair ihnen die Chance, zu gesunden, produktiven Erwachsenen heranzuwachsen. Dies kann zum Wiederaufbau der Gemeinschaften und hoffentlich eines Tages auch zur Erholung und Entwicklung des Südsudans insgesamt beitragen.

Nyabang füttert ihre Tochter mit therapeutischer Milch im Stabilisierungszentrum von Medair in der Stadt Leer. © Medair / Stefan Kewitz

Ihre Unterstützung ist essenziell

Mit Ihrer Unterstützung des Stabilisierungszentrums von Medair tragen Sie direkt dazu bei, Leben zu retten, Menschen mit Gesundheitsdiensten zu versorgen und einigen der vulnerabelsten Menschen der Welt Hoffnung zu geben. Ihre Grosszügigkeit ermöglicht es uns, diese kostenlosen, lebensrettenden Leistungen im Südsudan weiterhin zu erbringen und denjenigen Hoffnung und Heilung zu bringen, die sie am dringendsten benötigen. Wir danken Ihnen für Ihre anhaltende Unterstützung.

Die Medair-Ernährungsdienste in Leer und Pibor werden von USAID, UNICEF, dem South Sudan Humanitarian Fund (SSHF) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie von grosszügigen privaten Spenderinnen und Spendern finanziert.
Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.
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