Pressemitteilung

Schweizer Nothilfswerk Medair reagiert auf die Explosion in Beirut

12 August 2020  /  Beirut - Libanon

Iris Fontana

Medien & Kommunikation Deutschschweiz
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Medair startet einen Nothilfeeinsatz zur Unterstützung von Betroffenen der Explosion im Hafen von Beirut am 4. August. Bei der Explosion, die durch 2750 Tonnen Ammoniumnitrat verursacht wurde, kamen mehr als 160 Menschen ums Leben – über 6000 wurden verletzt.

«Ich habe mehr als zehn Kriege und Konflikte erlebt, aber noch nie habe ich eine solche Verwüstung gesehen», erklärt Wadeaa, der in einem Viertel in der Nähe des Hafens von Beirut lebt. «Es gibt keinen Ort mehr, wo man sich zurückziehen und ungestört sein kann. Die Strasse ist nun unser Zuhause. Es herrscht totale Zerstörung.»

Medair-Teams haben damit begonnen, Notunterkünfte-Sets mit Plastikplanen, Holz und Werkzeug an betroffene Familien zu verteilen. Ausserdem nehmen die Teams kleinere Reparaturen an von der Explosion zerstörten Gebäuden vor, leisten Soforthilfe in Form von Bargeld und engagieren sich in der psychologischen Erstversorgung.

«Unser Team im Libanon ist äusserst engagiert», berichtet Curt Tyler, Libanon-Landesverantwortlicher für Medair. «Unsere Mitarbeitenden sind rund um die Uhr im Einsatz. Der Bedarf ist enorm.»

Neben dem Nothilfeeinsatz führt Medair auch seine regulären Libanon-Programme weiter. Diese umfassen Unterstützung im Bereich Unterkünfte sowie medizinische Hilfe für syrische Flüchtlinge und bedürftige Flüchtlingsfamilien im Bekaa-Tal. Ein besonderer Schwerpunkt liegt derzeit natürlich auf der Reaktion auf die COVID-19-Pandemie. So wurden alle laufenden Programme daraufhin angepasst, das Übertragungsrisiko des Virus zu minimieren. Zusätzlich zu diesen zwei Bereichen betreibt Medair Libanon auch ein international preisgekröntes Kartierungsprojekt, welches in Zusammenarbeit mit dem UNHCR «Adressen» für Flüchtlinge bereitstellt, die sich in informellen Siedlungen niedergelassen haben, um ihnen den Zugang zu humanitärer Hilfe zu erleichtern.

Der Libanon ist bereits mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Das Land beherbergt weltweit pro Kopf die grösste Zahl an Flüchtlingen: Schätzungsweise 1,5 Millionen Flüchtlinge leben in einem Land mit fünf Millionen Einwohnern. Politische und wirtschaftliche Krisen, die im September 2019 begannen, wurden durch die COVID-19-Pandemie noch verschärft. Die aktuelle Explosion hat die libanesische Bevölkerung an den Rand ihrer Fähigkeit zur Bewältigung dieser sich verschärfenden Krisen gebracht.