Rawans Geschichte: Zwischen Überlebenskampf und Mutterschaft
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«Ich wünschte, ich hätte genug Geld für meine Medikamente. Ich habe Angst, meine Kinder zurücklassen zu müssen, oder an einen Punkt zu kommen, an dem ich mich nicht mehr um sie kümmern kann.»
Tausende syrischer Geflüchteter in Jordanien leben unter schwierigen Bedingungen. Sie haben nur begrenzte Ressourcen. Wirtschaftliche Probleme erschweren das tägliche Leben und hindern viele am Zugang zu wichtigen Dienstleistungen.
Medair hilft geflüchteten Menschen und jordanischen Gemeinschaften in Not und sorgt dafür, dass sie ihre Grundbedürfnisse befriedigen können. Dazu gehören Zugang zu medizinischer Versorgung, finanzielle Unterstützung ebenso wie Unterstützung bei der Einkommensgenerierung. Ziel ist es, lebensrettende Hilfe zu leisten und gleichzeitig betroffene Familien zu stärken, damit sie eine stabilere Zukunft aufbauen können.
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Rawan ist eine der vielen durch Medair unterstützten Menschen, die vor grossen Herausforderungen stehen. Sie floh 2016 mit ihrer Familie vor dem Konflikt in Syrien nach Jordanien auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Aber das Leben war nicht einfach.
Rawan war verlobt. Bei einer Routineuntersuchung vor der Hochzeit wurde bei ihr Leukämie diagnostiziert. «Es war ein Schock, als ich es erfuhr. Ich hatte nie irgendwelche Symptome», erinnert sie sich. «Noch schlimmer war, dass mein Verlobter die Verlobung auflöste, als er es erfuhr.» Während sie spricht, verändert sich ihr Gesichtsausdruck, Enttäuschung und Schmerz spiegeln sich in ihren Augen wider.
Einige Jahre später heiratete Rawan einen anderen Mann und fand bei ihm Trost und Unterstützung. Ihre wirtschaftliche Situation blieb jedoch schwierig. Ihr Mann arbeitete auf dem Bau, aber sein Job war unsicher, und es war oft schwierig, Arbeit zu finden. Das machte es der Familie noch schwerer, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
Trotz ihrer Schwierigkeiten träumten Rawan und ihr Mann davon, eine Familie zu gründen. Einige Jahre nach ihrer Heirat wurde sie mit ihrem ersten Kind schwanger. Aufgrund ihrer finanziellen Schwierigkeiten konnte sie sich jedoch keine angemessene medizinische Versorgung leisten. Eine Fortsetzung der Behandlung ihrer Leukämieerkrankung während der Schwangerschaft war riskant, aber auch ein Abbruch der Behandlung barg ein Risiko.
Medair übernahm die Kosten für Rawans Entbindung ebenso wie für die Betreuung ihres früh geborenen Kindes. Trotzdem hatte sie weiterhin Mühe, ihre Medikamente zu bezahlen.
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Ein Jahr später stand sie vor einer weiteren Herausforderung. Sie war ungeplant schwanger mit Drillingen. Auch hier übernahm Medair die Kosten für die Entbindung und die medizinische Betreuung der Babys.
«Es war eine sehr schwierige Zeit für mich. Ich war erschöpft, unfähig, mich zu bewegen, und brauchte dringend Unterstützung. Die finanziellen Sorgen waren überwältigend. Ich wusste, dass meine Babys zu früh geboren werden würden und dass das hohe Kosten für die medizinische Behandlung bedeuten würde», erinnert sich Rawan.
Inmitten dieser Herausforderungen wurde Rawan mit ihrem fünften Kind erneut schwanger. Ohne ein sichers Einkommen wurde die finanzielle Not immer grösser. Rawan machte sie sich grosse Sorgen, wie sie mit einem weiteren Kind zurechtkommen sollte. Erneut leistete Medair wichtige Unterstützung, übernahm die Kosten für die dritte Entbindung und sorgte dafür, dass ihr Baby die notwendige medizinische Versorgung erhielt.
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«Wenn Medair uns nicht geholfen hätte, wären wir verklagt worden und meinem Mann hätte eine Haftstrafe gedroht. Wir sind bereits mit der Miete im Rückstand, haben Schulden bei der Apotheke und dem Lebensmittelladen. Wenn Medair nicht geholfen hätte, wären unsere Schulden jetzt noch grösser», erklärt Rawan.
Medair unterstützt Rawan weiterhin mit Aufklärung, beispielsweise über das Stillen. Aufgrund ihrer Krebserkrankung und der Medikamente, die sie einnehmen musste, hatte sie Angst, ihre Babys zu stillen. «Ich hatte Angst, dass meine Krankheit oder die Behandlung ihnen schaden könnte. Medair hat mir alle Informationen gegeben, die ich brauchte. Ich wünschte mir trotzdem, ich hätte meine Babys sorglos stillen können», sagt sie.
Während dieser schwierigen Zeit verletzte sich Rawans Ehemann am Bein. Das machte es ihm noch schwerer, zu arbeiten. Insbesondere im Winter verschlechterte sich sein Zustand. Die Schmerzen wurden unerträglich und beeinträchtigten seine Beweglichkeit.
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Rawan und ihre Familie leben in einer feuchten, schimmeligen Wohnung. Das belastet die Gesundheit ihrer Kinder und verursacht Hautallergien. Die Familie kann sich die Miete kaum leisten und die Schulden häufen sich an. Das Geld reicht noch nicht einmal für ausreichend Lebensmittel und Windeln.
Rawans Augen füllten sich mit Tränen, als sie von ihrem Leben berichtete: «Wir bekommen keine andere Unterstützung. Ich füttere meine Babys mit Kamillentee und Keksen, weil ich mir keine Milch leisten kann. Wenn ich mich entscheiden muss, ob ich Essen, Windeln und Milch für meine Kinder kaufen oder mich medizinisch untersuchen lassen soll, gebe ich meinen Babys immer den Vorrang vor meiner eigenen Gesundheit.»
Der Winter macht es für Rawan und ihre Familie noch schwieriger. «Ich habe nur eine Gasflasche und benutze den Gasofen nur, wenn es extrem kalt ist. Ansonsten stecke ich alle meine Kinder unter eine Decke und wir verbringen die Nacht aneinander gekuschelt auf dem Bett und versuchen, uns warm zu halten. Nur so können wir uns warm halten», sagte sie.
Medair unterstützte Rawan und ihrer Familie sechs Monate lang mit Bargeldhilfe, damit sie ihre Grundbedürfnisse decken können. Das machte es ihr möglich, ihre Babys zu ernähren und die Miete zu bezahlen. Medair begleitet weiterhin Menschen in Not und stärkt ihre Würde.
Trotz der schwierigen Situation bleibt Rawan hoffnungsvoll. «Das Leben ist ausgesprochen schwierig, aber wenigstens sind wir hier sicher. Ich wünschte nur, ich könnte unsere Lebensbedingungen verbessern und meine Familie unterstützen», sagt sie.
Mit Unterstützung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und des deutschen Auswärtigen Amtes hilft Medair Geflüchteten ebenso wie notleidenden Jordanierinnen und Jordaniern. Dazu gehört die Gesundheitsversorgung von Müttern, Unterstützung für sicherere Entbindungen ebenso wie die Förderung grundlegender Ernährungs- und Pflegepraktiken für Neugeborene, finanzielle Unterstützung und persönliche Betreuung. Diese Massnahmen zielen darauf ab, die Gesundheit und Würde von Müttern wie Rawan zu schützen und die Resilienz der betroffenen Gemeinschaften zu stärken.
Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die darin vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.
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