Geschichten

Wiederaufbau und Heilung

In der Region Charkiw hilft Medair beim Wiederaufbau von zerstörten Häusern und schenkt Betroffenen neue Hoffnung.

In den letzten Jahren hat der Ukraine-Konflikt in zahlreichen Dörfern der Region Charkiw eine Spur der Verwüstung hinterlassen: Häuser sind zerstört und unbewohnbar, Fenster zerbrochen und Dächer eingestürzt. Inmitten dieser tragischen Situation haben die Hilfeleistungen von Medair den betroffenen Menschen neue Hoffnung geschenkt und sie in die Lage versetzt, ihr Leben wiederaufzubauen.

Bei einem Besuch in einem der Dörfer, in denen Medair Häuser repariert hat, sprach Patricia Gomez, leitende Beraterin für Unterkünfte bei Medair, mit Iryna, einer Bewohnerin. Iryna erzählte von ihren erschütternden Erfahrungen während des Konflikts.

Shelter

Iryna, 54 Jahre alt, im Innenhof ihres Hauses. ©Medair/Diana Mukan

«Es war sehr beängstigend. Ich geriet in Panik. Zu dieser Zeit war meine Mutter 90 Jahre alt und bettlägerig. Bei Luftangriffen konnten wir sie nicht in den Keller bringen, also gingen nur meine Kinder und Enkelkinder hinunter. Meine Mutter hatte bereits einen Krieg erlebt, und wir hatten Angst, ihr zu sagen, dass ein neuer Krieg begonnen hatte, denn das wäre ein schweres psychologisches Trauma für sie gewesen», erinnert sich Iryna mit Tränen in den Augen.

Am 8. März 2022 wurde Irynas Stadt bombardiert. Ein Granateneinschlag und die daraus resultierende Druckwelle zertrümmerten die Fenster ihres Hauses, schlugen die Türen heraus und beschädigten das Dach. «Nach jeder Bombardierung versuchte mein Mann, die Löcher im Haus mit Behelfsmaterialien zu schliessen. Obwohl es März war, war es sehr kalt, es schneite und Wasser kam ins Haus hinein», sagt Iryna.

Shelter

Irynas Haus mit den von Medair ausgetauschten Fenstern und repariertem Dach. ©Medair/Diana Mukan

Iryna, eine Sozialarbeiterin, und ihr Mann konnten es sich mit ihrem bescheidenen Einkommen nicht leisten, ihr Haus angemessen zu reparieren. «Nachdem das Medair-Team unsere Fenster und unser Dach repariert hatte, war ich unglaublich erleichtert. Wir sind Ihrer Organisation und allen, die uns geholfen haben, so dankbar. Es war unmöglich, das Dach und die Fenster selbst richtig zu reparieren. Jetzt können wir uns endlich in unserem eigenen Haus wieder wohl fühlen», erzählt Iryna voller Dankbarkeit.

Shelter

Iryna (zweite von links) zusammen mit dem Team für Unterkünfte in ihrem Innenhof. ©Medair/Diana Mukan

Valentyna, eine weitere Überlebende des Konflikts, teilt Irynas Gefühle. Auch ihr Haus hat Medair repariert. Wieder in einem intakten und warmen Haus zu wohnen hat Valentyna neue Energie geschenkt. «Nachdem das Dach und die Fenster vollständig repariert waren, fühlte ich mich, als wäre ich wieder 40 statt 73 Jahre alt», sagt sie und lacht.

Shelter

Die 73-jährige Valentyna lächelt und öffnet dem Medair-Team die Tür ihres Hauses. ©Medair/Diana Mukan

Auch Valentyna schildert ihre Erfahrungen des Konflikts. «Sobald ich Explosionen hörte und Granatsplitter in mein Haus flogen, rannte ich ins Haus und deckte die Fenster mit Kissen ab. Ich musste etwa 7 Monate im Keller verbringen. Ob ich dort sein wollte oder nicht, es war meine einzige Möglichkeit zu überleben», erzählt sie.

Shelter

Das von Medair reparierte Dach des Hauses von Valentyna. ©Medair/Diana Mukan

Dank der ausgetauschten Fenster ist es heute nicht nur wieder wärmer im Haus, Valentyna kann auch Heizkosten sparen. «Als alle meine Fenster zerborsten waren, lag die Temperatur im Haus bei 16-17 Grad, obwohl ich die Heizung auf die höchste Stufe gestellt hatte. Jetzt sind es 23 Grad im Haus, und ich muss kein Geld mehr für die Heizung ausgeben», erzählte Valentyna.

Shelter

Valentyna erzählt Patricia Gomez, leitende Beraterin Unterkünfte bei Medair, wie sich ihr Leben nach der Reparatur ihres Hauses zum Besseren gewendet hat. ©Medair/Diana Mukan

Valentina dankt dem Medair-Team und insbesondere Vasyl Kurchenko, dem leitenden Berater für Infrastruktur bei Medair, dafür, dass sie in dieser schwierigen Zeit nicht im Stich gelassen wurde.

«Die Medair-Mitarbeiter – und insbesondere Vasyl – waren in den schlimmsten Momenten meines Lebens für mich da. Sie haben mir Freundlichkeit entgegengebracht und Kraft geschenkt. Ihre unermüdliche Hingabe hat mir Kraft gegeben, und dafür werde ich immer dankbar sein. Sie haben mir mehr als nur Unterstützung in einer schwierigen Zeit geschenkt; ihre Hilfe hat mich emotional gestärkt. Danke, Medair, und danke, Vasyl, euer Engagement und eure Grosszügigkeit waren von unschätzbarem Wert», sagt Valentyna.

Shelter

Valentyna bedankt sich beim Medair-Team für die Arbeit an ihrem Haus. ©Medair/Diana Mukan

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese Hilfe nicht nur Häuser wiederherstellt, sondern den Menschen auch die Motivation gibt, Schwierigkeiten zu überwinden und sich ein neues Leben aufzubauen. Jedes reparierte Haus trägt dazu bei, denjenigen, die durch den bewaffneten Konflikt alles verloren haben, ein Leben in Würde zurückzugeben und ihnen ein einigermassen normales Leben zu ermöglichen. Medair engagiert sich weiterhin für den Wiederaufbau von Gemeinschaften in der Ukraine und schenkt Betroffenen neue Perspektiven für die Zukunft.

Shelter

Das Haus von Valentyna mit den neuen, von Medair ersetzten, Fenstern. ©Medair/Diana Mukan


Shelter

Keller, in dem sich Valentyna 7 Monate lang vor Raketenangriffen während der Besetzung ihres Dorfes versteckte. ©Medair/Diana Mukan


Shelter

Iryna züchtet auf ihrem Hof Gänse und Hühner. ©Medair/Diana Mukan

 


Die Medair-Dienste im Osten der Ukraine werden von der Glückskette, dem deutschen Auswärtigen Amt, der IF! Stiftung, dem Alborada Trust sowie von privaten Spenderinnen und Spendern finanziert.

Alle Fotos ©Medair / Diana Mukan

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

CONSULTEZ NOS DERNIÈRES HISTOIRES