Geschichten

Überlebende des Zyklons Freddy können wieder lächeln

Nach den Verwüstungen durch den Zyklon Freddy hat Medair 100 obdachlose Menschen bei der Wiederherstellung ihrer Häuser unterstützt.

Die Familie von Clotilde freut sich. Sie feiern die Fertigstellung ihres neuen Hauses, das mit der Hilfe von Medair errichtet worden ist.


Clotilde, ihre Tochter und ihr Enkel stehen vor ihrem neuen, noch unfertigen Haus. In Abwesenheit von Clotildes Ehemann, der verstorben ist, kam ihr Bruder vorbei, um ihrer Familie zusammen mit ihrem Sohn und Mitgliedern des Dorfes beim Bau ihres Hauses zu helfen.


Clotilde zeigt den Schlüssel zu ihrem neu gebauten Haus. Hinter ihr stehen ihre Kinder und ihr Enkel.

Clotilde, 42 Jahre alt, ist Witwe und Mutter von zwei Kindern. Sie ist eine von über 79 000 Menschen, die von den verheerenden Folgen des Zyklons Freddy betroffen sind. Der Wirbelsturm traf am Abend des 21. Februar dieses Jahres auf Land und fegte über den Bezirk Mananjary hinweg. Clotildes Familienhaus konnte den starken Winden nicht standhalten, wurde komplett zerstört, und liess Clotilde, ihre Kinder und ihren Enkel obdachlos zurück.

«Vertrieben zu werden und obdachlos zu sein, ist für meine Familie nichts Neues. Wir haben es letztes Jahr erlebt, als der Zyklon Batsirai unser Haus zerstörte. Aber dieses Jahr war es besonders schwer, weil ich meine bessere Hälfte – meinen Mann – verloren habe», sagt Clotilde.

Sie fährt fort: «Das Leben wäre einfacher gewesen, wenn mein Mann noch hier wäre. Er hat als Zimmermann gearbeitet und ist in einem nahe gelegenen Dorf gestorben. Er war beauftragt worden, dort ein Haus zu bauen, hat es aber nicht lebend nach Hause geschafft. Wir wissen nicht genau, was passiert ist, ob er verhungert ist oder an etwas anderem gestorben ist.»

Nachdem eine Warnung ausgerufen worden war, hatte sich die Bevölkerung daran gemacht, sich so gut wie möglich auf den angekündigten Zyklon vorzubereiten. Auch Clotildes Familie bemühte sich darum, ihr Haus vor den heftigen Winden und starken Regenfällen zu schützen. Zur Vorsicht blieben sie aber nicht in ihrem Haus, sondern suchten, gemeinsam mit ihren Nachbarn, Zuflucht in einer örtlichen Kirche. Als sie am darauffolgenden Tag zu ihrem Haus zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass es völlig zerstört worden war. Nun obdachlos, war die Familie gezwungen, temporär in der Kirche unterzukommen.

«Zwei Wochen lang auf der Veranda der Kirche zu leben, war hart. Jeder konnte sehen, wie wir uns abmühten. Jeden Sonntag sind unsere Nachbarn auf dem Weg zur Kirche an uns vorbei gekommen und haben uns gesehen», erzählt Clotilde.

Wie Clotilde selbst, ist auch ihre Tochter verwitwet. Die junge Frau räumt nach den Verwüstungen durch den Zyklon Freddy die Trümmer aus ihrem beschädigten Haus.

«Ich hatte grosses Mitleid mit mir und meiner Familie. Aber meine Tochter tröstete mich und erinnerte mich daran, dass wir nicht allein sind und dass unsere Nachbarn dasselbe durchmachen», fährt sie fort.

Ihr Haus in Trümmern zu sehen war für Clotilde ein Schock. «An dem Tag, als ich unser eingestürztes Haus sah, verbrachte ich die ganze Nacht damit, mir Sorgen zu machen. Ich wusste nicht, wie wir uns den Bau eines neuen Hauses leisten sollten. Wir können uns oft nicht einmal genug Essen leisten», sagt sie. Die Familie verdient sich ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Brot und Gemüse auf dem Markt. Ihr Tagesverdienst zwischen 3000 und 5000 Ariary reicht gerade aus, um Reis für zwei bis drei Tage zu kaufen. Nach dem Tod von Clotildes Ehemann ist ihr 17-jähriger Sohn, Falimanana Joseph, der einzige Mann in der Familie. Um seine Schwester und seine Mutter in dieser herausfordernden Zeit besser unterstützen zu können, hat er seine Ambitionen Lehrer zu werden zurzeit auf Eis gelegt. Die derzeitigen Umstände haben die Verwirklichung dieses Traums erschwert.

Der Tag nachdem Zyklon Freddy gewütet hat: Clotilde rettet Gegenstände aus ihrem beschädigten Haus

Innerhalb eines Monats nach der Verwüstung durch den Zyklon Freddy konnte Medair im Bezirk Mananjary mehr als 10 100 betroffenen Menschen durch verschiedene Massnahmen Hilfe leisten. Unser Team unterstützte die Bevölkerung beim Bau von Unterkünften, bei der Einrichtung kinderfreundlicher Räumlichkeiten, und leistete Aufklärungsarbeit zu den Themen Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH).

Medair konnte insgesamt 100 Haushalte im Bezirk Mananjary beim Bau von Unterkünften unterstützen, darunter auch Clotilde und ihre Familie. Vor Baubeginn organisierte Medair zunächst eine zweitägige Schulung, an der Zimmerleute sowie lokale Behörden teilnahmen. Ziel war, die verschiedenen Parteien über den Bau sicherer Häuser aufzuklären und das Bewusstsein für die Katastrophenvorsorge zu fördern. Auf dem Bau arbeiteten die Zimmerleute anschliessend eng zusammen, während die lokalen Behörden den Renovations- und Bauprozess überwachten.

Da Clotilde nicht in der Lage ist, anstrengende Arbeiten zu verrichten, sprang ihr zehn Jahre älterer Bruder Dauphin ein, um seine Schwester zu unterstützen. Gemeinsam mit seinem Neffen und anderen Dorfbewohnern errichteten sie das Dach und die Wände des neuen Hauses.

Ein Zimmerer zieht seine Handschuhe an, bevor er sich weiter dem Hausbau widmen kann. Medair stellt persönliche Schutzausrüstung für den Bau zur Verfügung, um die Sicherheit und den Schutz der Zimmerleute zu gewährleisten.

Im neuen Haus kann Clotilde endlich erholsame Nächte geniessen. Sie muss sich nicht mehr sorgen, einen sicheren Ort zum Übernachten zu finden. «Ich wäre nicht in der Lage gewesen, ein Haus wie dieses zu bauen, wenn es nicht die Menschen gegeben hätte, die uns geholfen haben. Ihre Unterstützung hat uns so viel Hoffnung gegeben und uns geholfen, uns von einem weiteren Zyklon zu erholen», sagt Clotilde mit einem breiten Lächeln, das ihren Optimismus widerspiegelt.

Ein Schreiner bei der Arbeit am Haus von Clotildes Familie.


Ein Zimmermann bei der Arbeit an Clotildes Haus. Noch ein paar letzte Hammerschläge, dann ist es bezugsbereit. Clotilde freut sich schon, dass sie bald nicht mehr auf der Veranda der Dorfkirche leben muss.

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