Geschichten

Somalia: Wenn Vertreibung zur neuen Normalität wird

Wie findet sich jemand zurecht, der man alles verloren hat?

Halima* erinnert sich an den Tag, an dem sie und ihre Familie ihr Dorf verlassen mussten. 

«Ich bin 2017 vor dem Konflikt geflohen und musste fast alle meine Habe zurücklassen.», sagt sie. 

Wie viele der Gemeinschaften, die wir in Somalia unterstützen, ist auch Halimas Dorf von Konflikten, Armut und Vertreibung betroffen. Die Situation verschlechtert sich jedoch zusehends. Eine der schlimmsten Dürren in der Geschichte Somalias vernichtet Viehbestände, Ernten und Trinkwasserquellen. Allein zwischen Januar und Februar stieg die Zahl der dringend auf humanitäre Hilfe Angewiesenen um mehr als eine Million.  

Die Auswirkungen auf Familien wie die von Halima sind verheerend. 

«Vor dem Konflikt konnte ich meine Familie ernähren und hatte Vieh. Der Konflikt hat uns arm gemacht», sagt sie. «Ich hätte nie gedacht, dass ich für das Essen meiner Kinder betteln müsste.» 

Die Belastung betroffener Familien kann zu psychischen Problemen führen. Diese sind in Somalia im Vergleich zu anderen konfliktbetroffenen Regionen stärker ausgeprägt. Einer von drei Menschen in Somalia leidet unter einer psychischen Erkrankung, doch gibt es nur wenige psychische Gesundheitsdienste. 

Gemeinsam mit Tearfund leisten wir psychosoziale Unterstützung für vom Konflikt betroffene Familien in Gemeinschaften. Dazu gehört die Sensibilisierung und Begleitung von Gruppen. Darüber hinaus schulen wir unsere Teams und Freiwilligen in den Gemeinschaften in unterstützender Kommunikation und der Bereitstellung grundlegender psychosozialer Unterstützung. 

Halima hat in den Gruppentreffen gelernt, mit Stresssituationen umzugehen, denen sie und viele andere in ihrer Gemeinschaft ausgesetzt sind. Sie hat auch erkannt, dass Gespräche mit Freunden oder Nachbarn in schweren Zeiten Stress abbauen können.  

«Wir haben in unserem Leben viele traurige Situationen erlebt. Wenn wir nicht darüber sprechen, fressen wir alles in uns hinein. Das verursacht Stress und psychische Probleme», sagt sie.  

Die Zukunft für Halima und ihre Familie ist ungewiss. Sie ist aber Medair und den Freiwilligen der Gemeinschaft für die geleistete Unterstützung sehr dankbar.  

«Unser Leben ist nicht einfach, aber zumindest können wir mit der aktuellen Situation umgehen.» 


* Name wurde geändert 

Medair-Dienste in Somalia werden von institutionellen und privaten Spendengeldern finanziert. 

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.  

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