Mittels Technologie können wir Umfragen im Südsudan durchführen, Gemeinschaften vor möglichen Überschwemmungen in Madagaskar  warnen und auf den Hunger im Jemen reagieren. Im Libanon konnten wir dank Technologie insbesondere während der Pandemie geflüchtete syrische und schutzbedürftige libanesische Familien besser unterstützen.

 

Im Libanon leben die weltweit meisten Geflüchteten pro Kopf – schätzungsweise zwei Millionen bei einer Bevölkerung von 6,8 Millionen. Trotzdem gibt es dort kein offizielles System für die Aufnahme von Geflüchteten. Syrische Geflüchtete leben in Wohnungen, baufälligen Unterkünften oder informellen Siedlungen auf gepachtetem Ackerland. Die Grösse dieser Camps kann von einem oder zwei bis zu mehreren hundert Zelten reichen. Unser Projekt nutzt zum effizienten Mapping der Siedlungen ein Geoinformationssystem (GIS). So lassen sich sowohl die Bedürfnisse als auch die Veränderungen in der Siedlungsbevölkerung verfolgen und in Echtzeit aktualisieren. Die von uns gesammelten Informationen werden auf eine organisationsübergreifende Plattform (Inter Agency Mapping Platform – IAMP) hochgeladen, damit auch andere Organisationen sie für die Koordination ihrer Hilfseinsätze nutzen können.

 

Während der Covid-19-Pandemie wurden diese Informationen besonders wertvoll, doch erschwerten Lockdowns den Zugang zu den Siedlungen und damit die Datenerhebung.

 

Edgard Rahme ist der Leiter des Kartierungsprojekts im Libanon. «Während des totalen Lockdowns zu Beginn des Jahres 2021 war es für die Teams fast unmöglich, vor Ort Daten zu sammeln. Stattdessen haben wir von zuhause aus gearbeitet und die Daten digital eingeholt. Jeden Tag haben wir die Gemeinschaftsleiter aus verschiedenen informellen Siedlungen per Handy angerufen und Fragen zu den Bedürfnissen in ihrer Siedlung gestellt, zum Beispiel: «Wie viele Menschen leben zurzeit in der Siedlung? Wie viele Zelte stehen dort? Gibt es Menschen mit eingeschränkter Mobilität?» Wir haben die Daten aus der Ferne gesammelt, um das System auf dem neuesten Stand zu halten. Nach dem Lockdown hat das Team die Besuche vor Ort wieder aufgenommen und physisch Daten gesammelt. Dabei wurden die notwendigen Schutzmassnahmen gegen Covid-19 eingehalten.»

 

 

Die Daten halfen uns und anderen humanitären Organisationen, die Bedürfnisse in den Camps einzuschätzen. Wir waren immer auf dem neuesten Stand und konnten dadurch schnell auf neue Fälle reagieren. «Das Geoinformationssystem kann kartografisch darstellen, in welchen Gemeinschaften die meisten Risikopersonen leben. Dadurch wissen wir, wo wir zuerst aktiv werden müssen, um Leben zu retten», sagt Edgard.

 

 

Im Juni wurden wir als eine von sechs Organisationen vom Gesundheitsministerium gebeten, bei der Einrichtung von Covid-19-Impfzentren zu helfen. Derzeit betreibt Medair eines dieser Zentren in Saida im Südlibanon. Die Daten aus unserem Mapping helfen bei der Identifizierung besonders schutzbedürftiger Gemeinschaften, die Unterstützung beim Zugang zu Covid-19-Impfungen benötigen. Lokale Freiwillige gehen in den umliegenden Gemeinschaften von Tür zu Tür und führen Aufklärungsveranstaltungen zur Erhöhung der Impfbereitschaft der Menschen und Bekämpfung von Fehlinformationen durch.

 

Unser Mapping leistet einen massgeblichen Beitrag bei der Bewältigung der humanitären Krise im Libanon. Dies in einer Zeit, in der die globale Pandemie Millionen von Menschen in die Armut getrieben hat und medizinische Nothilfe durch Lockdowns, Grenzschliessungen und Reisebeschränkungen erschwert wird. Das Mapping zeigt, was wir mit geeigneter Technologie erreichen können, wenn wir sie für den Einsatz unter schwierigsten Bedingungen anpassen.

 

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Das Mapping im Libanon durch Medair wird vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge gefördert. Seit Juni 2021 betreibt Medair daneben eine Covid-19-Impfklinik in Saida im Südlibanon. Gesundheitseinrichtungen im Bekaa-Tal werden von Global Affairs Canada in Partnerschaft mit Tearfund Canada unterstützt.