Geschichten

Den Glauben wiederherstellen

Medair hilft, die durch den Konflikt beschädigten Häuser in der Region Kiew wiederaufzubauen und den Betroffenen neue Hoffnung zu schenken.

Während meines Besuchs mit dem Team für Unterkünfte in Dörfern in der ukrainischen Region Kiew hatte ich die Gelegenheit, mit einigen derjenigen Menschen zu sprechen, deren Gemeinschaften im Jahr 2022 evakuiert worden waren. Sie haben die Gewalt des Konflikts hautnah miterlebt. Raketeneinschläge haben ihre Häuser schwer beschädigt. Doch alle sind sie ausserordentlich starke Menschen, die dank der wichtigen Hilfe und Unterstützung durch Medair ihr Leben wiederaufbauen konnten.

Trotz der kühlen Temperaturen an diesem Tag schien die Sonne hell und wärmte. Die Gegend war mit üppig grünen Bäumen geschmückt, und die Einheimischen pflegten fleissig ihre Gärten, um die Ernte vor dem Einsetzen des Frosts einzufahren.

«Ich ging am 24. Februar zur Arbeit, obwohl meine Tochter mich angerufen und gebeten hatte, zu Hause zu bleiben. Ich ging davon aus, dass alles in Ordnung sein würde. Aber zwei Tage später schlug eine Rakete in unser Haus ein. Zum Glück waren meine Mutter und ich im Keller. Mein Haus brannte völlig aus, und mehrere Fenster und Türen in unserer Sommerküche, die direkt neben dem Haus lag, wurden beschädigt. Nur die Aussenwände blieben stehen. Wir wussten nicht, wie wir danach leben sollten», erklärte Valentyna.

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Valentyna steht inmitten der Ruinen ihres ehemaligen Hauses. Einst war dieser Raum vom Lachen ihrer Kinder erfüllt – Erinnerungen an ein glückliches Familienleben. ©Medair/Diana Mukan

Valentyna und ihre Familie entkamen diesem schrecklichen Angriff mit dem Leben. Da ihr Haus jedoch nicht mehr bewohnbar war, mussten sie in ihrer Sommerküche weiterleben, die kleiner und für eine Person mit körperlichen Beeinträchtigungen wie Valentynas Mutter nicht geeignet ist. Sie konnten unter anderem eine Waschmaschine und einen Elektroherd retten.

Die Strasse, in der Valentyna lebt, war einst malerisch und voller Leben. Doch die Besetzung und die Bombardierungen haben ihren Zustand erheblich verändert und nur Ruinen und beschädigte Strukturen hinterlassen. In der gesamten Strasse leben derzeit nur noch drei Familien. Diejenigen, die konnten, sind geflohen.

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Valentyna steht in einem Raum, in dem einst ihre gesamte Familie zusammenkam, um lustige Geschichten zu erzählen und Zeit miteinander zu verbringen. ©Medair/Diana Mukan


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Das Dach von Valentynas Haus ist durch einen Raketenangriff abgebrannt. ©Medair/Diana Mukan

«Ich bin Medair sehr dankbar, dass sie mir geholfen haben, mein Dach zu reparieren», erzählte Valentyna und ich spürte die Emotion in ihrer Stimme. «Lange Zeit war es mein Traum, das Dach zu reparieren, damit ich beginnen kann, das restliche Haus wiederaufzubauen. Und das ist jetzt endlich geschehen.»

Auch Dmitriy statteten wir an diesem Tag einen Besuch ab. Als wir uns dem Zaun näherten, der sein Haus umgibt, hörten wir in der Ferne Hundegebell. Wir betraten den Hof und sahen Dmitriy, der mit einem Lächeln im Gesicht gerade mit seinem Hund spielte. Sobald er uns bemerkte, kam Dmitriy schnell und mit einem Leuchten in den Augen auf uns zu, um uns zu begrüssen. Er freute sich darauf, mir seine Geschichte zu erzählen.

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Dmitriy steht vor seinem Haus, das durch die von der Raketenexplosion verursachte Druckwelle beschädigt wurde. ©Medair/Diana Mukan

Dmitriy erinnert sich: «Es war eine schwierige Zeit, an die man sich nicht erinnern kann, ohne in Tränen auszubrechen. Die Tage, an denen Raketen über uns hinwegflogen, werden uns immer in Erinnerung bleiben. An einem verhängnisvollen Sonntag flog eine Rakete über unser Haus, als ich draussen war. Die Explosion war so wuchtig, dass sie mich umwarf. Zum Glück konnte ich mich schnell im Keller verstecken, was mir das Leben rettete. Aber das Wichtigste war, dass meine Frau Tetyana zu diesem Zeitpunkt in der Sommerküche war. Sie hätte sterben können, wenn sie auch nur ein paar Sekunden früher ins Freie gegangen wäre, denn eine Rakete schlug direkt neben dem Eingang der Sommerküche in die Wand ein.»

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Weizenähren, die Dmitriy auf seinem eigenen Feld anbaut. ©Medair/Diana Mukan

Dmitriy ist Agrarwissenschaftler, einen Beruf, den er schon in jungen Jahren antrat und mit Leidenschaft ausführt. Auch in diesen schwierigen Zeiten hat er seinen Beruf nicht aufgegeben und arbeitet weiter. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung als auch seiner körperlichen Verfassung ist es Dmitriy jedoch fast unmöglich, sein Haus ohne Unterstützung zu reparieren. «Vielen Dank an Medair für die grosse Unterstützung und die schnelle Hilfe. Unser Dach wurde sorgfältig repariert. Das hat unsere Lebensqualität enorm verbessert. Wir waren beeindruckt von der Professionalität des Medair-Teams. Unsere Familie ist sehr dankbar für die Hilfe in dieser schwierigen Zeit. Alleine hätten wir es nicht geschafft, und Medair hat alles getan, um uns zu helfen, wieder ein normales Leben zu führen», sagte Dmitriy.

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Dmitriy im Gespräch mit dem Medair-Beauftragten für Infrastruktur Tymur Shaimov. ©Medair/Diana Mukan

«Bei meiner Arbeit inspiriert mich die unerschütterliche Widerstandskraft der Menschen, denen wir helfen. Wenn ich sehe, wie sie in ihren kriegszerstörten Häusern, die sie alleine nicht wiederaufbauen können, enorme Herausforderungen meistern, berührt mich das sehr», so Tymur Shaimov, Beauftragter für Infrastruktur bei Medair.

Es sind Geschichten wie diese, die zeigen, welche Auswirkungen unsere Bemühungen haben und wie wir das Leben derjenigen verbessern können, die schreckliche Umstände durchgemacht haben. Das einst zerbrochene Dach, das nun repariert wurde, ist für Valentyna, Dmitriy und ihre Familien zu einem Symbol der Hoffnung geworden.

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Das Dach von Dmitrijs Haus wurde von Medair repariert und restauriert. ©Medair/Diana Mukan


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Das Dach des Hauses von Valentyna, das unser Medair-Team repariert und restauriert hat. ©Medair/Diana Mukan


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Ein Blick über den Zaun auf das neue Dach von Valentyna. ©Medair/Diana Mukan

 


Die Medair-Dienste in der Nord- und Zentralukraine werden von der Glückskette finanziert.

Alle Fotos ©Medair / Diana Mukan

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

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