«Mein Name ist Yasmin. Ich habe vier Kinder und lebe in Al-Madaribah. Früher war ich Lehrerin. Als ausgebildete Frau arbeite ich mit den Frauen in meiner Gemeinschaft. Ich sehe, wie sie leiden, deshalb helfe ich, wo ich kann, zum Beispiel in der Selbsthilfegruppe für Mütter. Die Frauen treffen sich, um mehr über Säuglings- und Kinderernährung zu lernen.»
«Die Mütter tauschen sich sehr offen über alle möglichen ihrer Probleme aus», sagt Zahra, ein Mitglied der Selbsthilfegruppe. «Es ist ein sicherer Ort, an dem die Frauen über Themen sprechen können, die ihnen an anderen Orten unangenehm wären, gerade in unserer konservativen Gesellschaft.»
Das Ziel der Selbsthilfegruppen für Mütter ist der Austausch von Wissen und Fähigkeiten, insbesondere über die Ernährung von Kindern. Dies geschieht unter Anleitung einer medizinisch geschulten Gruppenleiterin.
In den Selbsthilfegruppen diskutieren und informieren sich Mütter und Betreuerinnen und lernen erprobte Praktiken.
Für die Leitung der Selbsthilfegruppen werden Mütter bestimmt, die bei der Betreuung ihrer Kinder positiv aufgefallen sind. Die Themen sind in der Regel Gesundheit und Wohlbefinden der Kinder, aber auch wirtschaftlicher Fortschritt, Alphabetisierung, sanitäre Einrichtungen und andere von individuellem Interesse.
Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe werden auf emotionaler und informativer Ebene unterstützt. «Die zwölf Frauen und ich haben in der Gemeinschaft in vielerlei Hinsicht eine grosse positive Veränderung bewirkt. Jede von uns gibt ihr Wissen an mindestens sieben Mütter weiter, und diese wiederum an ihre Familie und Freunde. Ich sehe schon Veränderungen in der Region», sagt Yasmin.
Die Mütter haben von den Gesundheitsmitarbeiterinnen gelernt, ihre Praktiken verbessert und unterstützen sich gegenseitig. In den Monaten seit Beginn des Programms hat Yasmin eine deutliche Veränderung festgestellt. «Vorher sind die Mütter in dieser Gemeinschaft weder in Kliniken gegangen noch haben sie in Gesundheitseinrichtungen entbunden», sagt sie. «Die Selbsthilfegruppen tragen auch dazu bei, dass jetzt nicht mehr so viele Kinder mit Gesundheitsproblemen in die Kliniken kommen. Die Mütter sehen die Verbesserungen und die Gemeinschaft unterstützt sie. Alle sind froh über die Initiative.» Die Mütter haben erfahren, wie wichtig es ist, sich währen der Schwangerschaft medizinisch betreuen zu lassen und in einer Gesundheitseinrichtung zu entbinden.
Der Konflikt im Jemen begann vor sechs Jahren. Er hat die Existenzgrundlagen der jemenitischen Bevölkerung stark beeinträchtigt. Über 80 % der Bevölkerung lebt in Armut. Mehr als die Hälfte ist dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Vier Millionen sind Binnenvertriebene.
Quellenangabe: Übersicht über den humanitären Bedarf im Jemen (2021): https://reliefweb.int/report/yemen/yemen-humanitarian-needs-overview-2021-february-2021-enar
Die Arbeit von Medair im Jemen wird von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, dem Jemenitischen Fonds für humanitäre Hilfe – Jemen OCHA, World Vision, dem Büro für humanitäre Hilfe (BHA/USAID) sowie von privaten Spenden finanziert.
Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.