Geschichten

Wiederaufbau der Lunge von Deir-ez-Zor

Im Mai 2022 überzog ein Sandsturm Teile Ostsyriens. Sandstürme sind eine ernste Bedrohung für die Gesundheit, da sie Herz, Lunge und Nervensystem angreifen.  Der Sand belastet schwangere Frauen und beeinflusst die kindliche Entwicklung.   Ohne Schutz kann der Sand in Mund, Nase, Augen und Lunge gelangen. Ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma sind durch Sandstürme am meisten gefährdet. 

Die Welt leidet unter den gravierenden Folgen des Klimawandels. Syrien hat mit einer komplexen und dynamischen humanitären Krise, Inflation und Armut zu kämpfen und ist ausserdem stark vom Klimawandel betroffen. 

Der Klimawandel hat die Probleme für die Landwirtschaft, die Infrastruktur und vor allem für die Menschen verschärft.  Veränderungen im Wettergeschehen können auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Syrien hat in vielen Gebieten eine schwere Dürre erlebt, zu der auch die Sand- und Staubstürme gehören, die hier zu den grössten Naturgefahren zählen. Hitzewellen und geringe Niederschläge wirken sich direkt auf die Ernten und Viehbestände aus, die für viele Familien in ganz Syrien die Haupteinnahmequelle darstellen. 

Wegen des Sandsturms mussten viele Menschen in Deir-ez-Zor das Al-Assad-Spital aufsuchen, das einzige funktionsfähige Spital in der Gegend. Im Jahr 2021 stattete Medair das Spital, dem die Grundausstattung fehlte, mit Notfallausrüstung aus und setzte die Covid-19-Station wieder instand. Vorher konnten Menschen mit Atemwegserkrankungen aufgrund von Sauerstoffmangel nicht behandelt werden.  

Das Covid-19-Isolationszentrum im Spital von Deir-ez-Zor. Medair hat das Zentrum im Jahr 2021 als Reaktion auf die Covid-19-Epidemie saniert und eingerichtet.


Von rechts nach links: Jamal, Gesundheitsbeauftragter in Deir-ez-Zor, Ritham, Leiterin der Krankenpflege im Deir-ez-Zor-Krankenhaus, Rabeh, Direktor des Baubüros im Spital.

Das Medair-Team stattete dem Spital einen Besuch ab, nachdem der Sturm abgeklungen war. Dort trafen wir Ritham, Leiterin der Krankenpflege. Als wir sie nach der Situation während des Sturms fragten, sagte sie stolz: «Wir haben alle gerettet, 400 Menschen, wir haben sie alle gerettet.» 

«Seit dem frühen Morgen waren wir bereit, Menschen aufzunehmen, die aufgrund des Sandsturms über Deir-ez-Zor unter Atemnot litten», sagte uns Ritham. 

 «Wir überprüften alle Sauerstoffanschlüsse, füllten die Flaschen auf und machten uns bereit, die Menschen aufzunehmen. Nicht lange danach kamen die Menschen, die unter den Folgen des Sturms litten. Wir haben 400 Patienten mit Atemwegserkrankungen aufgenommen. 

Die Situation wäre katastrophal gewesen, wenn die Sauerstoffstation nicht letztes Jahr installiert worden wäre. Diese Station ist von eurer Organisation ein echter Meilenstein. Sie hat uns geholfen, alle zu retten.» 

Ein Säugling im Inkubator, der direkt aus dem Sauerstoffnetz des Spitals mit Sauerstoff versorgt wird.

Wir liefen durch das Spital und betraten die Station der Neugeborenen-Intensivstation mit den Inkubatoren. 

«Vor einem Jahr wurde dieser Säuglingsinkubator noch über Flaschen mit Sauerstoff versorgt. In der Regel werden diese Flaschen nicht richtig gefüllt, was zu einem Sauerstoffmangel in den Inkubatoren führt und die Säuglinge in Gefahr bringt», sagte Dr. Jamal, Gesundheitsbeauftragter in Deir-ez-Zor.  «Jetzt ist das anders, die Inkubatoren sind direkt an das Sauerstoffnetz angeschlossen. Keine Sauerstoffflaschen mehr nötig.» 

Als wir die Treppe hinaufgingen, bemerkten wir starke Schäden an den Kanten der Stufen.  

Der Leiter des Baubüros im Spital, Rabeh, erklärte uns warum. 

«Diese Schäden werden durch das Schleppen der Sauerstoffflaschen die Treppe hinauf verursacht. Die Station versorgt das Spital nicht nur mit ausreichend Sauerstoff, sondern reduziert auch die Arbeitsbelastung des Personals, das vorher die Flaschen jeden Tag in mehrere Stockwerke tragen musste. Keine Schäden mehr an der Einrichtung. Dieses Projekt hat das Spital komplett verändert.» 

Seit Medair das Spital instand gesetzt hat, wurden rund 3000 Menschen mit Sauerstoff behandelt.  Dieses Spital nimmt Patienten aus Deir-ez-Zor, Ar-Raqqa und den umliegenden Gebieten auf, und ist für mindestens 1 Million Menschen zuständig. Andere Kliniken und SARC-Krankenwagen lassen ihre Sauerstoffflaschen regelmässig und kostenlos auffüllen, was die Reichweite des Projekts weiter erhöht.  


 

 Die Arbeit von Medair in Syrien wird durch den Katastrophenschutz und die humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission, UNOCHA, die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Glückskette, SlovakAid und grosszügige private Spendende wie Sie ermöglicht. 

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar. 

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