Geschichten

VAXiniert

Schutzbedürftige Menschen während der Treibstoffkrise mit dem VaxBus impfen.

Im Zuge der Bekämpfung von Covid-19 im Libanon hat Medair in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium und mit finanzieller Unterstützung der EU mobile Covid-19-Impfteams gebildet und mehrere Busse zu «VaxBussen» umfunktioniert. Ziel ist es, die Impfraten in schutzbedürftigen Gemeinschaften im Bekaa-Tal, in Baalbek-Hermel, Nabatiyeh und im Südlibanon zu erhöhen, darunter Menschen, die Schwierigkeiten haben, physisch zu den Impfzentren zu gelangen.

«Das hätte ich nie gedacht, aber ich bin endlich geimpft», sagt Salwa.

In vielen schutzbedürftigen Gemeinschaften ist die Durchimpfungsrate gegen Covid-19 immer noch gering und Gerüchte halten sich hartnäckig. So auch in der Stadt Arsal im Bezirk Baalbek-Hermel, wo Menschen immer noch vor der Impfung Angst haben. Für Salwa, eine 63-jährige Libanesin aus Arsal, ist der Impfstoff jedoch der Schlüssel zur Normalität. Salwa erzählt uns, wie die Pandemie für sie und ihre Familie war und warum sie sich impfen lassen will.

«Als ich das erste Mal von Covid-19 hörte, war ich völlig verängstigt. Ich hatte nicht etwa Angst um mich, sondern um die Gesundheit meiner Kinder. Ich habe vier Buben und drei wunderschöne Mädchen. Sie sind alle erwachsen und haben ihre eigenen Familien. Was kann eine Mutter in einer solchen Situation tun? Ich wollte nicht, dass sie zur Arbeit gehen, aber natürlich mussten sie das. Mein Mann ist vor einiger Zeit in den Ruhestand getreten. Er kann nicht mehr arbeiten und unsere Kinder sorgen für uns. Es gab keine andere Möglichkeit. Ich musste während der Pandemie stark bleiben, aber natürlich zerriss mir der Gedanke das Herz, dass sie jeden Tag unterwegs waren, während sich das Virus weiter ausbreitete. Ich habe sie immer gebeten, vorsichtig zu sein. Die Pandemie hat unsere Familie sehr mitgenommen. Die letzte Zeit war sehr schwierig, mit allem, was das Land so durchmacht. Ich bin aber überzeugt, dass sich alles zum Guten wenden wird. Mit Gottes Hilfe und der Unterstützung unserer Kinder schaffen wir es», hofft sie.

«Nachdem ich zum ersten Mal von dem Impfstoff gehört hatte, musste ich ständig daran denken. Im Anfang schien es weit hergeholt und es war schwierig, Informationen zu bekommen. Ich habe in der Nachbarschaft herumgefragt, aber das reichte bei weitem nicht aus. Ich habe Angst vor Dingen, die ich nicht verstehen kann. Dann kam die Treibstoffkrise. Mit einem Mal wurde es im Libanon fast unmöglich, von A nach B zu kommen. Zudem war ich mir immer noch nicht sicher, ob ich mich zu diesem Zeitpunkt impfen lassen wollte. Aber selbst wenn ich es gewollt hätte, wäre es sehr mühsam gewesen, ein Zentrum in der Nähe zu erreichen. Damit war das Thema vom Tisch. Die Zeit verging, bis zu diesem einen Tag …», sagt Salwa und rückt ihren Mundschutz zurecht.

A Lebanese woman waiting while Medair staff checks registration

Salwa Houjani, eine Libanesin, wartet, während ihre Impfstoffregistrierung auf der COVAX-Plattform im Public Garden in Arsal am 16. November 2021 auf ihre Freigabe überprüft wird.

Sie erzählt eifrig weiter: «Eines Nachts hatte ich einen Traum und wachte mit einem guten Gefühl auf. In hatte geträumt, ich wäre zusammen mit meinem Mann auf einer Pilgerreise. Das war schon lange unser Traum gewesen. Doch in dem Jahr, in dem wir endlich die Reise antreten wollten, brach die Pandemie aus, und wir mussten zuhause bleiben. Bis vor kurzem blieb es ein Traum», sagt Salwa mit hoffnungsvollen Augen.

Während des Gesprächs wurde Salwas Name für die Erstimpfung aufgerufen. Die Information, dass der Impfbus mit dem Pfizer-Vakzin in der Stadt kommen würde, hatte Salwa in der Nachbarschaft gehört. Die Impfung wurde allen angeboten, die die Kriterien des Gesundheitsministeriums erfüllten. Nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie und ihr Mann die Kriterien erfüllten, bat Salwa ihre Kinder, ihre Familie auf der COVAX-Plattform anzumelden und ermutigte auch andere dazu, sich für die Impfung zu registrieren.

A Lebanese woman looks at the vaccination card held by Medair staff

Hussein Harayti, Gesundheitsmanager bei Medair, spricht am 16. November 2021 im Public Garden in Arsal mit Salwa Houjani, einer Libanesin. Sie hat gerade ihre erste Dosis des Impfstoffs von Pfizer erhalten und unterhält sich über die Wichtigkeit des Impfausweises.

«Ich kann es nicht fassen, aber ich bin endlich geimpft», sagte Salwa mit einem Lächeln hinter ihrer Maske im Überwachungsbereich nach der Impfung. «Als ich heute am Eingangstor des Public Garden in Arsal stand, habe ich den Bus einfahren sehen. Ich wusste, es war die richtige Entscheidung, herzukommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Reise jetzt wieder planen können. Ich weiss, es ist eine kollektive Anstrengung, danke an alle Beteiligten. Vielen Dank für Ihre Bemühungen. Sie hat meinen Mann und mich der Verwirklichung unseres Traums einen Schritt nähergebracht. Für mich ist die Impfung der einzige Weg zur Normalität», sagt sie hoffnungsvoll.


Das Covid-19-Impfprojekt wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union, der Glückskette und privater Stiftungen sowie mit Sachspenden von UNICEF durchgeführt.

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