Südsudan-Update: Keine Zeit zu verlieren!
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Es ist heiss. Kaum auszuhalten.
Schweissperlen laufen unserem Fahrer übers Gesicht und tropfen auf sein T-Shirt. Den Blick fest auf die Strasse gerichtet, weicht er geschickt den vielen Schlaglöchern und Schlammpfützen aus, die der heftige Regen der letzten Nacht verursacht hat. Er fährt konzentriert und schnell. Die holprige Fahrt schüttelt uns Medair-Mitarbeiter so richtig durch.
Hinten auf der Ladefläche stapeln sich Kühlboxen mit Masern-Impfstoffen. Sie müssen so schnell wie möglich an ihr Ziel gebracht werden. Kühlelemente schützen sie gegen die sengende Hitze.
Wir haben keine Zeit zu verlieren. In Aweil North ist gerade eine lebensbedrohliche Masern-Epidemie ausgebrochen. Hunderte von Kindern sind krank; Tausende weitere riskieren, sich anzustecken. Laut Berichten sterben in den Dörfern jeden Tag Kinder. Deshalb muss jedes Kind zwischen sechs Monaten und fünf Jahren gegen Masern geimpft werden.
Im Schatten eines grossen Baumes hat sich eine lange Schlange gebildet. Kinder und ihre Eltern warten an der Impfstelle darauf, behandelt zu werden. Unser Team arbeitet ununterbrochen – doch die Warteschlange nimmt kein Ende. Aus allen Richtungen strömen mehr Kinder und Mütter hinzu. Ein Helfer fährt mit dem Fahrrad durch die Region und macht Familien per Megaphon auf die Impfkampagne aufmerksam.
Ich lerne die 27-jährige Mutter Mary kennen. Sie sieht wunderschön aus in ihrem leuchtend roten Kleid und den kunstvoll geflochtenen Zöpfen. Mindestens sieben Kinder hat sie mitgebracht – drei ihrer fünf eigenen sowie einige Nachbarskinder. Alle sollen geimpft werden. Behutsam nimmt sie ihre Kinder eins nach dem anderen auf den Schoss und beruhigt sie mit sanfter Stimme.
„Masern ist eine gefährliche Krankheit“, sagt Mary, während sie ihre Tochter Arek liebevoll an sich drückt. „Ich bin sehr glücklich, dass meine Kinder jetzt davor geschützt sind. Hätte Medair diese Kampagne nicht durchgeführt, wären viele Kinder gestorben.“
Doch Mary und ihre Familie plagen noch weitere Sorgen. „Wir haben meist nicht genug zu essen“, vertraut Mary uns an.
Unsere Blicke treffen sich. Mary ist nur ein Jahr jünger als ich. Doch unser Leben könnte unterschiedlicher nicht sein. „Am Morgen weiss ich nie, was ich abends nach Hause bringen werde. Oder ob es überhaupt etwas zu essen gibt“, sagt sie.
Seit Januar gehen ihre ältesten Kinder zur Schule. Mary selbst blieb dies verwehrt – manchmal träumt sie davon. Ich bin tief berührt, bewundere still diese tapfere, intelligente junge Frau. Mich beeindruckt ihr Durchsetzungsvermögen, ihr starker Wille, für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Auch in schweren Zeiten gibt sie die Hoffnung nicht auf.
Wie gerne würde ich ihr in meiner eigenen Sprache sagen, was ich empfinde. Erneut sehen wir uns in die Augen. Ich lächle sie an – und sie strahlt zurück.
Dann ruft Mary ihre Kinder zu sich. Es geht nach Hause. Schnell dreht sie sich noch einmal zu mir um und sagt: „Bitte, lasst die Menschen wissen, dass wir Wasser brauchen. Wir benötigen dringend Strassen, Kliniken, Gesundheitspersonal – und Schulen.“
Kurz darauf ist sie verschwunden. Und ich verspreche mir selbst, ihrer Bitte nachzukommen.
Im Mai impfte ein Nothilfeteam von Medair 49 483 Kinder in Aweil North. Damit halfen wir, eine lebensbedrohliche Masern-Epidemie einzudämmen.
Ihre Unterstützung hilft Menschen im Südsudan, schwere Zeiten zu überstehen. Spenden Sie noch heute.
Die Arbeit von Medair im Südsudan wird ermöglicht durch die Generaldirektion für Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der EU-Kommission (ECHO), die Entwicklungshilfeorganisation der Vereinigten Staaten (USAID), den Common Humanitarian Fund, die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Stiftung Glückskette, die belgische Regierung, das niederländische Aussenministerium in Zusammenarbeit mit Tear NL und dem Dutch Relief Alliance Joint Response for South Sudan, UK Aid sowie grosszügige private Spenderinnen und Spender.
Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die Meinungen entsprechen ausschliesslich den Ansichten von Medair und damit nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.
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