Madagaskar: Vor dem nächsten Wirbelsturm gerüstet sein

Ein Kind zur Welt zu bringen, ist für jede Frau ein aufregendes Ereignis.

Ein Kind zur Welt zu bringen, ist für jede Frau ein aufregendes Ereignis. Wann setzen die Wehen ein? Wie stark werden die Schmerzen sein? Wird mein Baby gesund sein? Solche Fragen sind normal. Aber was mag in einer Frau vorgehen, wenn sich die Geburt während eines Wirbelsturms ankündigt?

Am 7. März 2017 brachte die 26-jährige Jolita ihre Tochter Tania in einer von Medair errichteten Schutzunterkunft gesund zur Welt – während draussen der Zyklon Enawo wütete. Mit einer Stärke von 4 fegte der Wirbelsturm an jenem Tag über die Nordost-Küste Madagaskars.

„Tags zuvor war meine Fruchtblase geplatzt“, erinnert sich Jolita. „Man hatte uns vor dem nahenden Zyklon Enawo gewarnt. Zuhause zu bleiben, war keine Option. Ich hatte grosse Angst. Es war meine allererste Geburt. Ich wollte sie an einem sicheren Ort erleben – erst recht während eines Wirbelsturms. Die Schutzunterkunft, gebaut von Medair, war für uns die rettende Lösung.“

200 Menschen aus Ambinanitelo fanden während Enawo Zuflucht in der wirbelsturmsicheren Unterkunft. Tagelang regnete es in Strömen. Jolitas Dorf stand drei Meter unter Wasser.

Nach dem Wirbelsturm reisten Medair-Mitarbeitende in die verwüsteten Gebiete. Sie klärten die Bedürfnisse der Betroffenen ab, verteilten Notfall-WASH-Sets und desinfizierten verschmutzte Brunnen. Alfred Ralaimboa war für Medair im Dorf von Jolita im Einsatz. „Als wir dort ankamen, war die Schutzunterkunft überfüllt mit Bewohnern“, erinnert sich der 40-Jährige. „In manchen Dörfern sah es noch schlimmer aus. Verzweifelt auf der Suche nach einem sicheren Ort, hatten die Menschen die Kapazität der Unterkünfte weit überschritten; in einer drängten sich 380 Personen!“


Die wirbelsturmsicheren Unterkünfte hätten vielen Menschen das Leben gerettet, sagten die Dorfbewohner unseren Mitarbeitenden. Medair hatte die Refugien zwischen 2011 und 2013 errichtet. Alfred war für den Bau von sieben der Unterkünfte verantwortlich. Dass sie sich während des vergangenen Wirbelsturms derart überlebenswichtig erweisen würden, hätte Alfred nie gedacht. Es macht ihn glücklich und stolz.

„Der Bezirk Maroantsetra wird häufig von Zyklonen heimgesucht. Es sind jedoch die Überschwemmungen, die dem Land so zusetzen“, so der Medair-Mitarbeiter. „Wütet ein Wirbelsturm, so sammelt sich das ganze Wasser im Einzugsgebiet und überschwemmt es nach und nach. Landesweit verzeichnet diese Region den höchsten Niederschlag: 3000 ml Regen pro Jahr!“

Seit fünf Jahren bieten die Medair-Schutzhäuser den Dorfgemeinschaften Zuflucht. Die Menschen geben ihr Bestes, um sie instand zu halten. Trotzdem müssen einige ausgebessert werden. „Wenn die Unterkünfte wieder gebraucht werden, soll niemand verunglücken“, sagt Alfred Ralaimboa. „Morsches Holz muss durch neues ersetzt, das Fundament verstärkt, Türen repariert und Schösser ausgetauscht werden. Hier und da braucht es auch eine Sanierung der Latrinen und Wasserspeicher.“

Vor Beginn der nächsten Wirbelsturmsaison im November 2017 wird Medair elf Schutzunterkünfte reparieren. Alfred ist diesmal für vier davon verantwortlich – jene in Jolitas Dorf gehört dazu. Er hofft natürlich, die nächste Wirbelsturmwelle werde moderat verlaufen. Aber er zweifelt keine Sekunde daran, dass die Menschen in den frisch sanierten Schutzhäusern geschützt und sicher sein werden.

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