Jordanien-Update: Augenlicht schenken

Jordanien-Update: Augenlicht schenken

„Ich musste meinen Ehering und meine Ohrringe verkaufen, um die Geburt von Mohammad bezahlen zu können“, erinnert sich Alima. Die 24-jährige Syrerin lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Jordanien. „Das Leben hier ist wahnsinnig teuer”.

Sie drückt ihren drei Monate alten Sohn fest an sich, während ihre eineinhalbjährige Tochter das Portemonnaie der Medair-Gesundheitsmitarbeiterin neugierig durchforstet. Beide Kinder wurden in Jordanien geboren. Vor drei Jahren floh Alima zusammen mit ihrem Mann Nahid vor der Gewalt in Syrien.

„Meiner Tochter erzähle ich gerne von unserem Dorf in Syrien“, so Alima.


Nahid und Alima erreichten Jordanien mit leeren Händen. Die ersten 18 Monate kamen sie bei Nahids Verwandten unter. Doch irgendwann ging es nicht mehr. Jetzt leben sie in einer billigen Wohnung. Trotzdem gelingt es ihnen kaum, die Miete zu begleichen. Denn offiziell dürfen Flüchtlinge in Jordanien nicht arbeiten.

„Die Rechnungen für die Miete und den Strom konnten wir bis heute nicht bezahlen“, so Alima. „Auch für Milch und andere Lebensmittel muss mein Mann einen Freund um Geld bitten.“

Sogar in schweren Situationen wie dieser gibt es Momente des Glücks. Mohammads Geburt brachte der Familie grosse Freude. „Als Mohammad zur Welt kam, war ich überglücklich“, sagt Nahid, während er seinem kleinen Jungen einen Kuss gibt.


Bereits wenige Wochen nach der Geburt spürten Nahid und Alima jedoch, dass mit Mohammad etwas nicht stimmte. „Wir merkten, dass seine Augen Bewegungen nicht folgen konnten. Also gingen wir mit ihm zu einem Spezialisten in Amman. Der Arzt erklärte uns, dass Mohammad mit einem Geburtsfehler zur Welt gekommen war. Ohne Kataraktoperation an beiden Augen würde unser Sohn mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit erblinden.“

Jedoch waren die Operationskosten für die Familie, die kaum für die Miete aufkommen konnte, untragbar hoch. Eine Zeitlang erhielten syrische Flüchtlinge subventionierte Gesundheitsleistungen, doch im November 2014 änderten die Bestimmungen. Heute sind syrische Flüchtlinge oft gezwungen, sich für gesundheitliche Behandlungen Geld zu leihen. Mit Geld-für-Gesundheit-Projekten entlastet Medair Familien in schwierigen Situationen. Wir tragen die Kosten für Entbindungen oder dringend benötigte operative Eingriffe. Die Augenoperation von Mohammad übernahmen wir komplett.

„Als ich erfuhr, dass Mohammad geholfen werden konnte, war ich ausser mir vor Freude“, lächelt Alima. „Die Rechnungen für die Operation hätten wir niemals selbst bezahlen können. Ich hoffe sehr, dass Mohammed zur Schule gehen und später Polizist oder Lehrer werden kann.“


Mehr über die Geld-für-Gesundheit-Projekte von Medair lesen Sie hier. Wir helfen Jordaniern und syrischen Flüchtlingen zudem mit vielen anderen Aktivitäten.

Das Geld-für-Gesundheit-Projekt von Medair in Jordanien wird ermöglicht durch die Glückskette, die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Global Affairs Canada, den Jordan Humanitarian Pooled Fund, All We Can (UK), Woord en Daad (NL) sowie grosszügige private Spenderinnen und Spender.

Die Inhalte dieses Artikels stammen von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die Meinungen entsprechen ausschliesslich den Ansichten von Medair und damit nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.

Foto copyrights: ©Medair/Bethany Williams

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