In den letzten Jahren wurde der Libanon von unzähligen Herausforderungen in sämtlichen Bereichen des Alltags getroffen. Darunter waren die sozioökonomische Krise und politische Unruhen, Mangel an Treibstoff, Strom und Medikamenten, die Covid-19-Pandemie, die Explosion in Beirut sowie Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen und Waldbrände. Die Entwicklung im Libanon wird durch diese Herausforderungen gelähmt und das Land befindet sich in einer Abwärtsspirale. Eine Herausforderung, die gerne übersehen wird, ist der Klimawandel.
Der Klimawandel stellt die Welt vor nie dagewesene Herausforderungen und auch im Libanon muss man davon ausgehen, dass die sommerlichen Temperaturen weiter drastisch steigen. Bereits in den letzten zwei Jahren gab es verheerende Waldbrände, verursacht durch hohe Temperaturen, saisonale Dürren und Hitzewellen sowie stürmische Winde. Quer durch den Libanon und an Küstenregionen im benachbarten Syrien wüteten während der sommerlichen Hitzewelle hunderte Feuer und erreichten dicht bevölkerte Gebiete. Die Folgen sind Fragmentierung und der Verlust wertvoller Wälder und Ökosysteme mit negativen Folgen für die Landwirtschaft und die Lebensgrundlagen bereits vulnerabler Gemeinschaften. Im gesamten Nahen Osten geht der Trend zu wärmeren und längeren Sommern.
Die steigenden Temperaturen werden zu unvorhersehbaren Bränden im ganzen Land führen und stellen eine grosse Gefahr für Menschen in informellen Siedlungen quer durch den Libanon dar. Geflüchtete leben weiterhin unter menschenunwürdigen Bedingungen, wobei über die Hälfte (57 %) aller syrischen Geflüchteten in überfüllten, baufälligen Unterkünften wohnt. (VASYR,2021)
Die Siedlungen entstehen aufgrund des erhöhten Wohnbedarfs für einkommensschwache Familien oder Gastarbeiter. Diese informellen Siedlungen sind zunehmend überfüllt. Typischerweise werden die Unterkünfte schnell auf jeglichem verfügbaren Land aus Holzbrettern, Stoffen und Planen gebaut. Die Brandgefahr durch Kochen, Heizen und bei offenen Feuern ist hoch. Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen sind bei Bränden besonders gefährdet. Das umfassende Brandschutzprogramm von Medair fördert deshalb Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden von gefährdeten Gemeinschaften.
«Meine Hauptverantwortung als ‹Shaweesh› liegt darin, alle Gemeinschaftsmitglieder zu schützen. Sicherheit steht immer an erster Stelle. Da wir Jahr für Jahr mit unvorhersehbaren Klimaveränderungen zu tun haben, müssen wir uns auf alles vorbereiten. Letztes Jahr war es aufgrund der langen Hitzewelle ohne Regen besonders schwierig. Die Dürre hielt sehr lange an. Ein Feuer hätte niemals eingedämmt werden können», sagt Barland, 41-jährige syrische «Shaweesh» (von den Gemeinschaftsmitgliedern ernannte Anführerin und Entscheidungsträgerin).
Als Teil des umfassenden von Medair gemeinsam mit der UNHCR koordinierten Brandschutzprogramms werden wir in den Siedlungen in der Bekaa-Ebene und in Arsal im Bezirk Baalbek-Hermel Schulungen durchführen. Die speziellen Veranstaltungen werden vor Ort von Medair-Teams umgesetzt und richten sich an Frauen, Männer und Kinder (mindestens 50 % der Einwohner der informellen Siedlungen sollten teilnehmen), um über die Ursachen, Risiken und die Vermeidung von Bränden aufzuklären. Dabei wird auch erläutert, wie ein Feuerlöscher verwendet und aufbewahrt werden muss. In jeder informellen Siedlung wird eine dieser Schulungen abgehalten, parallel werden neue Feuerlöscher zur Verfügung gestellt. der Zustand der Feuerlöscher wird regelmässig überprüft.
Die Projekte von Medair im Libanon werden durch die Unterstützung des Hochkommissariats der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) und private Spenden ermöglicht.