Geschichten

H steht für Hebamme

Die wichtige Arbeit von Gemeindehebammen

«Wir sind mit nichts im Libanon angekommen. Wir mussten komplett von vorne anfangen. Es hat lange gedauert, doch in letzter Zeit scheint alles zusammenzubrechen», sagt Fadia.

Unser Kommunikationsteam im Libanon hat Medairs Gemeindehebamme, Solange, bei Hausbesuchen in Qab Elias im Bekaa-Tal begleitet. Dabei trafen wir Fadia, eine schutzbedürftige Mutter von acht Kindern aus Syrien. Bereits vor der Geburt ihres Neugeborenen hatte Solange sie betreut. Fadia und ihre elfköpfige Familie leben in einem Zelt aus Planen. Als wir sie besuchten, war es kalt im Bekaa-Tal. Vor sechs Monaten hatte Fadia ihren Sohn Ahmad zur Welt gebracht. Er schlief gerade friedlich in seinem an der Wand hängenden Kinderbettchen.

Die 34-jährige Fadia musste 2013 als Schwangere die beschwerliche Flucht vor der Krise in Syrien auf sich nehmen. «Wir sassen in Syrien fest. Meine Familie und ich konnten der Krise lange Zeit nicht entkommen. Sobald sich die Möglichkeit ergab, haben einige meiner Verwandten und ich die Stadt Hallab verlassen. Der Weg war hart und es kam uns wie eine Ewigkeit vor, bis wir hier in Qab Elias ankamen. Ich hatte solche Angst um mein Baby», erinnert sich Fadia.

A Syrian mother holds her six-month-old baby boy in their tented home.

Der Wechsel war nicht einfach. Mit ihren geringen Ersparnissen richteten sich Fadia und ihre Familie in einem Zelt aus Planen ein. Die Lebensumstände sind immer noch schwierig. Die Krise, in der Fadia und ihre Familie sich befinden, wird durch die steigende Inflation weiter verschärft. Die Krise im Libanon hat viele Facetten und erheblichen Einfluss auf die Gesundheit von Müttern und Kindern. Das Risiko von akuter und chronischer Unterernährung bei den schutzbedürftigsten Gruppen steigt.

«Wir sind mit nichts im Libanon angekommen. Wir mussten komplett von vorne anfangen. Es hat lange gedauert, doch in letzter Zeit scheint alles zusammenzubrechen. Mein Mann verdient sein Geld mit Gelegenheitsarbeiten, im Moment hat er keine Arbeit. Es gibt kaum Jobs und seit Beginn der Krise noch weniger. Mein älterer Sohn Hamad hat eine Gehbehinderung und braucht Windeln, weil er nicht allein auf die Toilette gehen kann. Mein neugeborener Sohn Ahmad braucht auch Windeln und Babynahrung, ich kann ihn nicht stillen. Babynahrung und eine Packung Windeln kosten mehr, als man in einer Woche verdienen kann. Wie sollen wir uns das weiterhin leisten? Es ist mir unangenehm, aber manchmal wasche ich die Windeln, um sie wiederzuverwenden. Wir haben einfach kein Geld, neue zu kaufen», berichtet Fadia verzweifelt. Trotzdem fährt sie fort: «Egal wie schlimm es wird, ich bin zuversichtlich. Die Hilfsleistungen machen einen Unterschied, wenn wir sonst nichts haben, an dem wir uns festhalten können. Menschen wie Solange geben uns so viel, wenigstens das haben wir», sagt Fadia gerührt. Solange hat anschliessend das Gespräch mit Fadia unter vier Augen weitergeführt.

A female primary caregiver talks with a Syrian woman in her tented home.

Solange hat Fadia während der Schwangerschaft und bei der Geburt betreut. Medairs Gemeindehebammen führen Untersuchungen durch, prüfen den Blutdruck und das Gewicht der Frauen und hören den Herzschlag des Babys ab. Dadurch werden Probleme während der Schwangerschaft erkannt. Die Gemeindehebammen helfen Müttern auch mit Informationen zu Selbstfürsorge, Ernährung während der Schwangerschaft, Geburtsvorbereitung, Stillen und Nachsorge. Die Hebammen ermutigen schwangere Frauen, zur Geburt in ein Krankenhaus zu gehen, damit sie unter fachlicher Aufsicht entbinden. Solange hat Fadia nach der Entbindung weiter besucht, um nach dem Wohlbefinden von Mutter und Kind zu schauen und eventuelle Probleme nach der Geburt anzusprechen. Bei solchen Besuchen ermutigt sie Mütter auch, bei Fragen und Problemen in die lokale Gesundheitseinrichtung, zu kommen, wo sie notwendige Dienste in Anspruch nehmen können.


Medair-Dienste im Bekaa-Tal, Libanon, werden von Global Affairs Canada in Partnerschaft mit Tearfund Canada, der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union finanziert

Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

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