Geschichten

Gesichter der Stärke

Oder bei Frauen, die auf der Flucht vor gewaltvollen Konflikten geliebte Menschen verloren haben – und trotz zahlreicher Herausforderungen nicht daran denken, aufzugeben.

Es gibt Tage, da bin ich verzweifelt. Tage, an denen ich einfach zu viel Leid und Schmerz um mich herum sehe. Die Frauen, die wir medizinisch betreuen, haben auf der Flucht oft so viel durchgemacht. In Jordanien angekommen, wird ihr Leben nicht einfacher: Finanzielle und psychische Nöte gehören für sie zum Alltag. In den Momenten der Verzweiflung versuche ich mir dann klarzumachen, dass ich, unabhängig von der Grösse der Probleme, Teil der Lösung sein muss. Ich entscheide mich bewusst dafür, mich mit Menschen zusammenzutun, die meine Leidenschaft, anderen zu helfen, teilen. Menschen, die für positive Veränderungen stehen – Menschen wie meine Kollegen bei Medair. Deshalb ist meine Arbeit auch so wichtig: Ich bin Teil von etwas Grösserem. Zusammen sind wir stark, gemeinsam schaffen wir es, bedürftige Menschen in abgelegenen, unterversorgten Regionen zu erreichen und ihnen Zugang zu hochwertigen Gesundheitsleistungen zu geben.

Es macht mich glücklich, dass ich bei meiner Arbeit bei Medair mit vielen couragierten Frauen zusammenarbeiten darf, von denen ich wirklich jede einzelne bewundere. Wir ermutigen und feuern uns gegenseitig an, egal wie gross oder klein unsere Herausforderungen sind, und wir lernen im täglichen Erfahrungsaustausch voneinander. Frauen im privaten und beruflichen Umfeld zu ermutigen, Stärke zu zeigen und mehr Verantwortung zu übernehmen, bedeutet nicht, Männer zu entmachten. Vielmehr geht es darum, dass mehr Frauen den Mut fassen, Führungsaufgaben zu übernehmen und ihre Stimme in sämtlichen Bereichen des täglichen Lebens einzubringen.

Jeden Tag leisten Medair-Mitarbeitende auf der ganzen Welt Nothilfe – darunter viele Frauen wie ich. Wir möchten notleidenden Menschen beistehen, viele von ihnen starke, mutige Frauen, die inmitten von Naturkatastrophen und Konflikten ihr Bestes geben. Dafür bewundere ich sie sehr, und ich möchte am Internationalen Frauentag die Gelegenheit ergreifen, einige von ihnen für ihre enorme Widerstandsfähigkeit zu ehren:

 

Kavira, Demokratische Republik Kongo: 

«Ich lebe in Lusoa. Zu Fuss braucht man eineinhalb Stunden bis zu eurem Spital. Mein Sohn Silas hat starken Durchfall und erbricht ständig. Er braucht dringend medizinische Hilfe. In Lusoa gibt es keine Gesundheitseinrichtung, nur eine Apotheke. Die Medikamente, die dort verkauft werden, sind teuer – die können wir uns unmöglich leisten.»

Ursprünglich stammt Kavria aus Kyala. Ihre Familie flüchtete vor zwei Jahren vor den Massakern in ihrer Heimatregion. Der kleine Silas kam in Lusoa auf die Welt.

«Hoffentlich kann ich eines Tages mit meinem Mann und unseren Kindern nach Kyala zurückkehren. Wir warten noch immer darauf, dass es dort wieder sicherer wird.»

 

Saead, Libanon:

«Auf der Flucht durch das libanesische Gebirge verlor ich meine Familie aus den Augen. Heute lebe ich mit zwei meiner Kinder im Bekaa-Tal. Mein Mann und unsere zwei anderen Kinder wagten die Überfahrt nach Europa, eine Reise, die zu oft tödlich endet. Doch sie hatten Glück und gingen in der Türkei an Land.»

Om Saead kam im Lager Al Yarmouk in Syrien auf die Welt, ihre Eltern waren palästinensische Flüchtlinge. Heute lebt sie – ein zweites Mal vertrieben – im Libanon. Das psychosoziale Angebot von Medair hilft ihr, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

«Hunderte Familien erleiden das gleiche Schicksal wie wir: Sie wurden während der Konflikte in Syrien getrennt. Ihre Geschichten sind traurig, ihre Enttäuschung und Trauer tief. Ich weiss, dass ich nicht allein bin. Und deshalb versuche ich, mir alles von der Seele zu reden, loszulassen. Und ich kann auch gut andern zuhören, meinen Verwandten und den Nachbarn zum Beispiel. Da wir in hauchdünnen Zelten leben, bekomme ich sowieso immer alles mit. Sie erzählen mir häufig von ihren Problemen und ihrem täglichen Überlebenskampf. Manchmal braucht ein Mensch vor allem eines – jemanden, der einfach nur da ist und zuhört.»

 

Marcia, Südsudan:

Marcia übernimmt eine wichtige Aufgabe in ihrem südsudanesischen Dorf. Sie kümmert sich um die Anliegen der Frauen und trägt diese dem Gemeindeleiter vor. Ausserdem setzt sie sich dafür ein, dass die Menschen in ihrer Gemeinschaft, die von Medair zur Verfügung gestellten Wasserfilter benutzen.

«Wer keinen Wasserfilter benutzt, wird krank. Ich habe das in meiner eigenen Familie erlebt. Seither halten wir uns alle an die Regel: Trinke niemals ungefiltertes Wasser!»

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