Am heutigen Internationalen Frauentag möchten wir uns einen Moment Zeit nehmen, um die harte Arbeit von Dorf-Hebammen zu würdigen. Diese passionierten Fachkräfte leisten unerlässliche Arbeit, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Einzelpersonen und Familien in einigen der schwierigsten Regionen der Welt zu unterstützen. Mit ihrem Einsatz für eine qualitativ hochwertige Versorgung leisten die Hebammen einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden von Frauen, Kindern und Familien auf der ganzen Welt. Wir danken ihnen für ihr unermüdliches Engagement und wünschen ihnen für ihre weitere Arbeit viel Erfolg.
Im Bekaa-Tal im Libanon und den umliegenden Gebieten unterstützt Medair die medizinische Grundversorgung durch Gesundheitseinrichtungen. Wenn es um den Zugang zu Gesundheitsdiensten geht, ist die fehlende Verkehrsinfrastruktur für schwangere Frauen, insbesondere in ländlichen oder abgelegenen Gebieten, jedoch eine besondere Herausforderung. Hinzu kommt, dass viele Frauen die Transportkosten zu den Gesundheitszentren nicht aufbringen können – vor allem, wenn sie schwanger sind oder kleine Kinder haben. Deshalb spielen die Dorf-Hebammen eine immer wichtigere Rolle. Durch Hausbesuche entfällt die Last der Transportkosten, so dass die Gemeindemitglieder Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten.
Medair verfügt über ein Netzwerk von 15 Dorf-Hebammen, die mit den Gesundheitszentren zusammenarbeiten. Dorf-Hebammen spielen eine Schlüsselrolle bei der Vorsorge, der häuslichen Pflege und der Unterstützung von schwangeren und stillenden Frauen. Dorf-Hebammen erkennen und behandeln potenzielle Gesundheitsprobleme, bevor sie ernst werden. Frauen werden sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt vollumfänglich durch die Hebammen betreut. Die Hebammen stellen Gesundheitsinformationen bereit und beantworten jegliche Fragen der Mütter, etwa über das Stillen und die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern.
Fadia, eine Mutter aus Syrien, hält ihre Tochter bei einer Hebammenvisite im Arm. Hinter ihr steht Solange, die Dorf-Hebamme von Medair. Sie befinden sich in einer Zeltunterkunft in einem informellen Lager in Qab Elias im Bekaa-Tal (18. Oktober 2022). @Medair/Abdul Dennaoui
Die Leistungen der Hebammen haben erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Müttern, Säuglingen und Kleinkindern. Die Müttersterblichkeit und -morbidität hat in den letzten Jahren zugenommen. Gründe dafür sind der mangelnde Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung und medizinischen Dienstleistungen, sowie eine mangelhafte Ernährung. Die geringe Inanspruchnahme der Schwangerenvorsorge durch syrische geflüchtete Frauen und der unzureichende Zugang zu Gesundheitsdiensten tragen erheblich zum hohen Risiko von Morbidität und Mortalität dieser Bevölkerungsgruppe bei.
Die 34-jährige Syrerin Fadia lebt in einer Zeltunterkunft. Aufgrund mangelnder Ersparnisse und aus Angst vor einer drohenden Verschuldung konnte sie sich eine Schwangerenvorsorge schlicht nicht leisten. Sie erzählt uns von ihrer Erfahrung mit einer Dorf-Hebamme von Medair: «Die Hebamme kam zu mir nach Hause und untersuchte mich. Sie überprüfte meinen Blutdruck, meine Vitalwerte und mein Gewicht und auch den Herzschlag meines Babys, um sicherzustellen, dass es gesund ist. In meiner derzeitigen finanziellen Situation hätte ich mir nirgendwo eine solche Gesundheitsversorgung leisten können. Alle wichtigen Daten zu meiner Schwangerschaft wurden mir zur Verfügung gestellt. Es tröstet mich zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich um uns kümmern.» Dank der Betreuung durch die Dorf-Hebamme konnte Fadia die Schwangerenvorsorge und weitere notwendige Leistungen sowohl vor als auch nach der Geburt in Anspruch nehmen. Im Rahmen dieses Medair-Projekts im Libanon wurden 20 779 Beratungen durch die Dorf-Hebammen durchgeführt, und 109 787 Personen konnten durch freiwillige Mitarbeitende im Bereich Gesundheit und Ernährung unterstützt werden.
Maha, eine freiwillige Gesundheitshelferin bei Medair, überprüft am 18. Oktober 2022 in einem Zelt in einer informellen Siedlung in Qab Elias im Bekaa-Tal den Blutdruck und Sauerstoffgehalt von Hania, einem syrischen Gemeindemitglied. Die Untersuchung erfolgt im Rahmen einer Hebammenvisite mit einem Finger-Messgerät. @Medair/Abdul Dennaoui
Die Sensibilisierung für das Stillen ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Programms von Medair. Viele Frauen sind sich der Vorteile des Stillens und der besten Stillpraktiken nicht bewusst. Das hat nachteilige Auswirkungen auf Mutter und Kind, da das Stillen für eine optimale Ernährung und Gesundheit unerlässlich ist und das Risiko einer Unterernährung verringert. Geschulte und qualifizierte Dorf-Hebammen können Frauen Wissen vermitteln und sie dabei unterstützen, mit guten Stillpraktiken ihre Säuglinge optimal mit Nährstoffen zu versorgen.
2 November 2021: Solange, die Dorf-Hebamme von Medair im Bekaa-Tal, schaut in die Kamera. In ihren Armen hält sie die kleine Khadija. Khadijas Mutter Fatima, eine Syrerin, lässt sich im inoffiziellen Lager in Bar Elias von Solange beraten. @Medair/Abdul Dennaoui
«Das Hebammenwesen ist ein wesentlicher Bestandteil jedes Gesundheitssystems. Unser Ziel ist es, das Gesundheitssystem durch eine qualitativ hochwertige Geburtshilfe zu stärken. In Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fachkräften und Gesundheitsmitarbeitenden tragen wir dazu bei, dass die Frau, ihr Baby und ihre Familie die richtige Versorgung zur richtigen Zeit erhalten. Das Wichtigste ist, dass wir in diesen schwierigen Zeiten im Libanon jeder Mutter und jedem Kind zur Seite stehen», sagt Solange, Dorf-Hebamme von Medair.
Durch die Bereitstellung von Vorsorgeleistungen, Unterstützung beim Stillen und die Verringerung der Abhängigkeit von Transportmitteln spielen die Dorf-Hebammen eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Gesundheit von Schwangeren und Müttern. Sie bauen Beziehungen zu den Frauen auf und bieten ihnen ein sicheres Umfeld, in dem sie ihre Probleme besprechen und lösen können. Durch diese Angebote tragen sie dazu bei, positive gesundheitliche Ergebnisse sowie langfristige Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.
Maha, eine freiwillige Gesundheitshelferin bei Medair, überprüft am 18. Oktober 2022 bei einer Hebammenvisite in einem Zelt in einer informellen Siedlung in Qab Elias im Bekaa-Tal den Sauerstoffgehalt eines syrischen Gemeindemitglieds. @Medair/Abdul Dennaoui
Die Arbeit von Medair im Bekaa-Tal im Libanon wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und von Chaine du Bonheur (CdB) gefördert.
Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am internationalen Hauptsitz verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Positionen anderer Hilfsorganisationen übertragbar.
