D.R. Kongo: Die bedürftigsten erreichen

Hallo, ich bin Esther! Ich schreibe heute aus Beni in Nord-Kivu, wo ich zurzeit die Base-Managerin vertrete. Dies ist bereits mein dritter Einsatz innerhalb der letzten acht Jahre für Medair in der D.R. Kongo.

Hallo, ich bin Esther! Ich schreibe heute aus Beni in Nord-Kivu, wo ich zurzeit die Base-Managerin vertrete. Dies ist bereits mein dritter Einsatz innerhalb der letzten acht Jahre für Medair in der D.R. Kongo.

Bei allen drei Einsätzen gehörte das Thema Sicherheit in meinen Verantwortungsbereich. Im Moment reagiert unser Team auf einen Ebola-Ausbruch und verschiedene Notsituationen. Aufgrund der Aktivitäten bewaffneter Gruppen hat sich die Sicherheitslage in letzter Zeit zunehmend verschlechtert, der humanitäre Zugang ist erschwert. Eine meiner Aufgaben im Bereich Sicherheit ist die Überwachung von Personenbewegungen. Ich muss wissen, wo sich unsere Mitarbeitenden gerade befinden. Dafür stehe ich durchgehend mit unseren Projektteams in Kontakt, die mich über ihre Pläne auf dem Laufenden halten. In Zusammenarbeit mit anderen humanitären Partnern wie z.B. den UN-Behörden und ihren Sicherheitsabteilungen führen wir tägliche Sicherheitskontrollen auf den von uns genutzten Hauptstrassen durch, um anschliessend zu beurteilen, ob die Lage noch sicher genug ist, um unsere Arbeit fortzusetzen.

Als ich 2010 meine Arbeit begann, nahm ich an Sicherheits-Meetings teil, alle auf Französisch, was nicht meine Muttersprache ist. Dort wurde beispielsweise darüber informiert, wie viele Menschen am Wochenende entführt, vergewaltigt oder getötet worden waren. Am Anfang war es schwierig für mich, mit solch schrecklichen Informationen in die neue Woche zu starten. Auch musste ich mich mit der Geographie, den ethnischen Gruppen und bewaffneten Milizen in den verschiedenen Regionen auseinandersetzen. Mittlerweile ist diese Flut an negativen Nachrichten normal geworden und manchmal frage ich mich, ob mich das Ganze abgestumpft hat. Allerdings glaube ich, dass man wohl kaum in der humanitären Hilfe arbeiten kann, wenn man sich jede einzelne dieser schrecklichen Nachrichten zu nahe kommen lässt. Distanz zu halten ist schwierig, gehört aber zu meiner Verantwortung. Ich muss dafür sorgen können, dass unsere Mitarbeitenden die Nacht sicher überstehen – egal, wo sie sich befinden.

Esther überwacht die Lieferung von Hilfsgütern für Medair in Haiti.

An einen bestimmten Sicherheitsvorfall erinnere ich mich noch besonders gut. Es war im August 2016, als ich ebenfalls hier in Beni als Base-Managerin tätig war. Aus heiterem Himmel ereignete sich ein Sicherheitsvorfall ganz in unserer Nähe. Wir hatten gerade eine Schulungswoche, sämtliche Mitglieder des Gesundheitsteams waren vor Ort. Nach dem Vorfall waren alle Strassen nach Beni komplett gesperrt. In der Stadt wurden Reifen angezündet, bewaffnete Milizen töteten zahlreiche Zivilisten.

Ich musste den Teammitgliedern mitteilen, dass sie nicht in die Stadt zurückkehren konnten, weil ihr Leben in Gefahr war. Eine harte Aufgabe, denn ihre Familien waren dort und hatten Angst um sie und flehten sie an, nach Hause zu kommen. Jeden Abend musste ich ihnen sagen, dass sie noch Geduld haben müssen.

Das Ganze begann an einem Samstag und zog sich bis Mittwochabend hin. Diese Entscheidung zu tragen, war schwer. Aber als meine Kollegen zurückkamen, sagten sie mir: „Wir arbeiten für eine NGO. Da ist alles anders, das wissen wir. Danke, dass du alle Risiken für uns abgeklärt hast.“

Ich bin dankbar, dass Medair schon seit über 20 Jahren in der D.R. Kongo tätig ist. Die Entwicklung des Medair-Länderprogramms ist wirklich erstaunlich. In den vergangenen 20 Jahren konnten wir unsere Einsatzgebiete ausweiten und Standorte dazugewinnen. Auch die Entwicklung unserer Mitarbeitenden ermutigt mich. Ich bin sehr dankbar, dass ich ein drittes Mal hier sein kann und alle diese positiven Entwicklungen sehen darf. Hier zu sein, Lösungen zu finden, wie wir Bedürftige trotz Sicherheitseinschränkungen erreichen können, ist sehr befriedigend. Es zeigt den Menschen, dass sie mir und jedem, der sich für Medair engagiert, wichtig sind. Ich glaube, dass dieses Wissen ihnen wirklich Mut macht!

Ihre Spende versorgt bedürftige Menschen in der D.R. Kongo mit lebensrettender Hilfe. Danke für Ihre Unterstützung!


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Die Arbeit von Medair in der D.R. Kongo wird ermöglicht von der Agence de l’eau Rhône Méditerranée Corse, dem EU-Bevölkerungsschutz und Humanitäre Hilfe, EO Metterdaad (NL), Medicor Foundation (LI), Mercy Corps, GVC Winterthur (CH), dem Kanton Zürich, Pfister, Red een Kind (NL), der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, dem UN-Kinderhilfswerk, der US-Behörde für Internationale Entwicklung sowie grosszügigen privaten Spenderinnen und Spendern.

Die Inhalte dieses Artikels stammen von Medair-Mitarbeitenden in den Einsatzgebieten sowie am internationalen Hauptsitz. Die in diesem Artikel geäusserten Meinungen entsprechen ausschliesslich den Ansichten von Medair und nicht zwingend auch dem offiziellen Standpunkt anderer Hilfsorganisationen.

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