Geschichten

Afghanistan: Die Reise einer Mutter

Die Versorgung ihrer Familien ist für viele afghanische Mütter eine tägliche Herausforderunge.

Lange Jahre führte Latifah* ein angenehmes Leben.  Die Familie lebte in Herat, einer pulsierenden Stadt im Osten Afghanistans. Latifahs Mann sorgte als Tagelöhner für den Lebensunterhalt der Familie. Trotz der Herausforderungen und des anhaltenden Konflikts in Afghanistan war sie glücklich.

Ihr Mann hatte allerdings über die Jahre mit einer Suchterkrankung zu kämpfen. Eines Tages verliess er das Haus und kam nicht mehr zurück. Über Nacht wurde Latifah zur alleinerziehenden Mutter und musste für den Haushalt, ihre drei Töchter und drei Söhne aufkommen.

Latifah ging von Tür zu Tür und suchte nach Arbeit. Täglich aufs Neue hoffte sie, etwas zu finden, um Essen besorgen zu können. An guten Tagen konnte sie mit Putzen etwas Geld verdienen.  An schlechten Tagen kam sie trotz aller Bemühungen mit leeren Händen nach Hause. Mit Entschlossenheit und Beharrlichkeit fand sie schliesslich eine Stelle als Privatköchin bei einer einheimischen Familie. Dann bot eine Bäckerei ihrem ältesten Sohn eine Stelle an und so konnte auch er etwas zur Haushaltskasse beitragen.

Nach langer Zeit der Ungewissheit schien das Leben von Latifah und ihrer Familie endlich wieder auf Kurs zu kommen.

Nach nur kurzer Zeit jedoch zwang der unerbittliche Konflikt im Land die Familie, aus Herat zu fliehen und ihre neu gefundene Existenzgrundlage aufzugeben. Mit  Unterstützung eines Verwandten konnte Latifah die Fahrt von Herat in das rund 700 Kilometer entfernte zentrale Hochland bezahlen, wo die Familie bei ihrem Bruder unterkommen konnte.

Ein Fahrzeug von Medair bahnt sich im unwegsamen Gelände des zentralen Hochlands von Afghanistan seinen Weg zu einer örtlichen Gemeinschaft.

Kurz nach ihrer Ankunft bemerkte Latifah, dass sich die Leute im Dorf versammelten. Bald erfuhr sie, dass ein Team von Medair gekommen war, um ein Projekt für das Dorf vorzustellen. Latifah schöpfte neue Hoffnung, gab es doch trotz des sich rasant entwickelnden Konflikts, vor dem sie geflohen war und der sich nun erneut bis vor ihre Haustür ausbreitete, immer noch humanitäre Organisationen vor Ort .

Latifahs Familie galt als besonders gefährdet. So erhielt sie im Rahmen des Programms von Medair bedingungslose Bargeldhilfe. Sie durfte selbst entscheiden, welche Dinge sie für ihre Familie mit dieser finanziellen Unterstützung kaufen wollte, seien es Lebensmittel oder warme Kleidung für den bevorstehenden langen Winter.

Latifah erzählte dem Team von Medair, dass sie vor Glück geweint hatte, als sie erfuhr, dass sie diese unerwartete Hilfe bekommen würde. Sie konnte zwar nicht alle alten und neuen Probleme damit lösen, aber sie gewann neue Hoffnung.

*Aus Sicherheitsgründen wurde der Name geändert.


25 Jahre nach dem ersten Einsatz von Medair in Afghanistan bleibt unser Engagement für die Menschen dort unverändert. Erfahren Sie hier, wie Sie helfen können.

Medair ist eine internationale humanitäre NGO, die Nothilfe- und Wiederaufbaumassnahmen für Familien leistet, die durch Naturkatastrophen, Konflikte und andere Krisen in Not geraten sind. Dieser Artikel wurde von Mitarbeitenden von Medair in den Einsatzgebieten und am Hauptsitz von Medair verfasst. Die vertretenen Ansichten sind ausschliesslich die von Medair und in keiner Weise auf offizielle Standpunkt anderer Hilfsorganisationen übertragbar.

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