30 Jahre Hilfe für Menschen in Not: Interview mit der Medair-Gründerin Dr. Josiane Volkmar-André

Das Jahr 2019 ist ein wichtiger Meilenstein für Medair: Seit 30 Jahren gehen unsere Teams die Extrameile für Menschen in Not – ein Grund zum Feiern!

Das Jahr 2019 ist ein wichtiger Meilenstein für Medair: Seit 30 Jahren gehen unsere Teams die Extrameile für Menschen in Not – ein Grund zum Feiern! Die Monate vor dem eigentlichen Jahrestag möchten wir dazu nutzen, auf die Anfänge der Organisation zurückzublicken und uns über unsere Erfolge zu freuen: In so vielen Leben konnten wir – dank der tatkräftigen Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender – einen entscheidenden Unterschied machen. Die Ärztin Josiane Volkmar-André aus Chardonne bei Vevey gründete Medair 1989 gemeinsam mit ihrem Mann. Im Interview gibt sie Antwort auf unsere Fragen zu «ihrer» Hilfsorganisation.

 

Was hat Sie dazu bewogen, Medair 1989 gemeinsam mit Ihrem Ehemann ins Leben zu rufen?

Mein Mann und ich hatten beide bereits viel Erfahrung in der humanitären Hilfe. Ich war Notärztin, er Zahnchirurg und Manager. Drei Jahre lang standen wir sogar Seite an Seite im Einsatz. Ich hatte in Flüchtlingslagern in Thailand gearbeitet, in einem Kinderspital in Kambodscha und war an Integrationsprojekten von Flüchtlingen aus Südostasien in Kalifornien beteiligt. Anschliessend reiste ich in den Libanon, mitten in ein Kriegsgebiet. Mein Mann war längere Zeit in einem Spital im Tschad tätig, einem von Bürgerkriegen und Hungersnot zerrissenen Land. Dort lernten wir uns kennen.

Als wir Ende 1987 in die Schweiz zurückkehrten, machten uns drei Organisationen, die wir aus dem Projektgebiet kannten, einen Vorschlag: Mission Aviation Fellowship (MAF), MEDAF und Jugend mit einer Mission (JMEM) wollten gemeinsam mit uns ein Projekt auf die Beine stellen, das sich ausschliesslich auf Nothilfe während Krisen und Katastrophen fokussieren sollte. Das Projekt nannten sie Medair. Da sich das Ganze zu 100 Prozent mit unserer eigenen Vision deckte, nahmen wir das Angebot an.

Wie ging es danach weiter?

Nach intensiven Gesprächen trafen wir uns im Juni 1988, um die Grundlagen des Vereins vertraglich zu regeln. Unser erster Einsatz erfolgte bereits kurz darauf in Norduganda in der Bürgerkriegsregion Teso. Unter dem Namen Medair lancierten wir ein Nothilfeprogramm – mit der finanziellen Unterstützung von MAF, JMEM, MEDAF und zahlreichen Freunden und Verwandten in Europa. Auch verschiedene Kirchen sowie die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) engagierten sich schon damals für Medair.

Dieses erste Projekt wurde von den lokalen Behörden in Uganda und den drei Mutterorganisationen sehr geschätzt. Die allgemeine Wertschätzung zeigte uns, dass wir mit unserem Ansatz auf dem richtigen Weg waren. 1989 wurde Medair in der Schweiz offiziell als Verein registriert.

 

Was zeichnete Medair Ihrer Meinung nach von Beginn weg aus?

Folgende Bibelstelle prägt die Ausrichtung von Medair seit jeher: «Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben». In diesem Sinn hat sich die Organisation stets bemüht, Menschen in grosser Not konkrete Hilfe zu leisten, und zwar ungeachtet ihrer Herkunft, Nationalität, ihres Geschlechts oder ihrer religiösen Ausrichtung. Bei all unseren Projekten berücksichtigen wir sorgfältig den jeweiligen lokalen Kontext sowie die spezifischen Bedürfnisse der Gemeinschaften und agieren auf Augenhöhe mit den Hilfeempfängern.

Medair hat sich zudem von Anfang an bemüht, an schwer zugängliche Orte zu reisen, die von anderen NGOs noch nicht oder ungenügend versorgt wurden. Niemand darf vergessen werden. Diese Hingabe und die individuelle, massgeschneiderte Art der Nothilfe sind bis heute das Herzstück von Medair.

 

Wie stehen Sie heute zur Organisation?

Sie macht mich stolz. Über all die Jahre hat sie ihre Werte und ihren Auftrag beibehalten – und dies, trotz ihres grossen Wachstums: Seit unserem Ausscheiden 2003 ist die Organisation ums Vierfache gewachsen. Medair ist heute eine angesehene Hilfsorganisation. Sie wird in den Einsatzländern, aber auch von privaten Spendern und Institutionen in den Geberländern sehr geschätzt. Ich kann sagen: Wir haben viel erreicht.

 

Was wünschen Sie Medair für die kommenden 30 Jahre?

Ich wünsche mir, dass Medair im gleichen Geist fortfährt und anderen Menschen mit Wohlwollen und Freundlichkeit begegnet. Und als Organisation soll Medair weiterwachsen, damit noch vielen Menschen in Not geholfen werden kann. Dafür wünsche ich Medair alles erdenklich Gute – oder, wie wir auf Französisch sagen: «bon vent».

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