Pressemitteilung

Medair startet Nothilfeprogramm im Jemen

18 Mai 2020  /  Jordanien

Iris Fontana

Medien & Kommunikation Deutschschweiz
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Medair hat ein Nothilfeprogramm im Jemen gestartet. Die Not- und Katastrophenhilfsorganisation reagiert damit auf die extreme Notlage im Land, von der rund 80% der Bevölkerung betroffen ist. Etwa 24 Millionen Jemeniten benötigen humanitäre Hilfe oder psychosoziale Unterstützung. Medair bietet Hilfe in den Bereichen Ernährung, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene sowie mit medizinischer Versorgung.

Die Eskalation des seit 2015 bestehenden gewaltsamen Konflikts löste einen nahezu vollständigen wirtschaftlichen Zusammenbruch im Land aus, der zur grössten humanitären Krise der Welt führte. Mehr als die Hälfte der Gesundheitskliniken sind nicht funktionsfähig und verfügen meist nur über eine minimale Ausrüstung. 14 Millionen Jemeniten haben heute keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung, zu sauberem Wasser oder angemessenen sanitären Einrichtungen. Bereits 2017 führte die Kombination fehlender Toiletten und Waschgelegenheiten zu einem Choleraausbruch mit über einer Million Verdachtsfällen.

«Das Ausmass der Not ist überwältigend. Man kann sich die Leiden der Einzelnen kaum vorstellen: Unterernährte Mütter kümmern sich um mangelernährte Kleinkinder. Das Risiko von Cholera und anderen Krankheiten ist allgegenwärtig. Und nun kommt auch noch die Bedrohung durch Covid-19 hinzu», beschreibt Matthijs Brouwer, Medair-Landesverantwortlicher im Jemen, die Situation. «Wenn die Menschen im Jemen keine Soforthilfe erhalten, wird dies für viele von ihnen bald zur ultimativen Frage über Leben und Tod werden. Gemeinsam wollen und müssen wir als humanitäre Gemeinschaft für diese Familien etwas bewirken. Deshalb hat Medair das Nothilfeprogramm für den Jemen gestartet.»

Das Programm ist äusserst vielseitig: Erreicht werden bedürftige Gemeinschaften, oft in abgelegenen Regionen, in denen nur wenige andere Hilfsorganisationen tätig sind. Medair versorgt die noch bestehenden Kliniken mit dringend benötigten Medikamenten und Behandlungsgeräten und führt Schulungen von medizinischen Fachkräften durch. Ausserdem werden Freiwilligen-Teams ausgesendet, welche unterernährte Mütter und Kleinkinder ausfindig machen, die in von Medair unterstützten Kliniken lebensrettende Behandlungen erhalten können. Weiter schafft Medair in den unterstützten Gesundheitseinrichtungen Trinkwasserzugänge, installiert Waschgelegenheiten und andere sanitäre Einrichtungen, um das Übertragungsrisiko ansteckender Krankheiten zu verringern. Gleichzeitig werden Sofortmassnahmen zur Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Gemeinden umgesetzt, welche durch wasserübertragbare Krankheiten wie Cholera gefährdet sind.

Bisher gab es relativ wenige bestätigte Fälle von Covid-19 im Jemen. Jede Zunahme wird jedoch das ohnehin schon fragile Gesundheitssystem stark belasten, da es nicht für eine solche Pandemie gerüstet ist. Medair hat daher seine bereits seit längerem bestehende Programmplanung rasch an die aktuelle Lage angepasst. Neu stellen die Medair-Teams sicher, dass bei allen Aktivitäten auch Botschaften über Infektionsvorbeugung und -kontrolle vermittelt werden. Auch verteilen sie persönliche Schutzausrüstungen an das Gesundheitspersonal in den von ihr unterstützten Gesundheitskliniken.

«Da sich auch im Jemen ein grösserer Covid-19 Ausbruch abzeichnet, ist das jemenitische Volk, das bereits so viel durchgemacht hat, nun sozusagen mit einer Krise in der Krise konfrontiert», sagt Brouwer. «Die Erfahrung unserer täglichen Arbeit vor Ort zeigt uns, dass die Bevölkerung auch in den kommenden Jahren kontinuierliche Unterstützung der humanitären Gemeinschaft benötigen wird, um ihre Grundbedürfnisse ansatzweise decken zu können.»